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eantwortet, sondern ihm auch Einblick in wichtige Dokumente<br />

gegeben. Als wir uns verabschiedeten, sagte er: «Sie könnten auch<br />

wieder in Amerika arbeiten, wenn», er machte eine Pause, «wenn<br />

Sie den Mut hätten, Ihre Schuld während der Nazizeit zuzugeben.»<br />

Bestürzt über diese Worte, fielen mir die zahllosen Verhöre während<br />

meiner Gefangenschaft ein, in denen mir für meine Zukunft alles<br />

versprochen worden war, wenn ich mich zu falschen Geständnissen<br />

hätte entschließen können. Gordon Hitchens mußte gespürt haben,<br />

wie deplaziert seine Bemerkung war, denn sein Bericht war fair und<br />

informativ, ein über 100 Seiten gehender Artikel mit vielen Fotos und<br />

einer vollständigen Filmografie. Ähnlich war auch die Arbeit des<br />

jungen Deutschen. Sie erschien in einem mir gewidmeten Sonderheft<br />

der von Hermann Lindner herausgegebenen Zeitschrift «Filmkritik».<br />

Darin wurde sachlich über meine Filmtätigkeit referiert.<br />

Was kommen mußte, kam. Diese neue Chance und die häufiger<br />

erscheinenden Presseberichte zu meinen Gunsten riefen meine Gegner<br />

wieder auf den Plan. Manchmal kam ich mir wie eine ohne<br />

Netz arbeitende Drahtseilartistin vor. So erging es mir mit der Einladung<br />

in den «UFA-Palast am Zoo», wo mein Olympiafilm gezeigt<br />

werden sollte. Ich ahnte nicht, daß das zu wilden Protesten<br />

führen würde, denn schon vor beinahe 15 Jahren war er mit großem<br />

Erfolg und uneingeschränktem Lob der Berliner Presse im «Titania-<br />

Palast» gelaufen. Was ich dieses Mal in Berlin erleben sollte, war<br />

nicht voraussehbar. Damit hatte auch Wenzel Lüdecke, Chef der<br />

«Berliner Synchron-Film», nicht gerechnet, der mit einem Verleiher<br />

aus Anlaß der Olympischen Spiele in München den Film in Berlin<br />

herausbringen wollte.<br />

Obgleich das Kino fast ausverkauft war, kam es gar nicht zu<br />

einer Vorführung. Eine einflußreiche Gruppe in Berlin hatte massiv<br />

gegen die Vorführung des Films protestiert. Durch Presse, Fernsehen,<br />

Rundfunk und in Telegrammen an den Regierenden Bürgermeister<br />

Klaus Schütz forderten sie ein Verbot der Aufführung. Die<br />

Begründung: Der Film sei ein nationalsozialistisches Machwerk,<br />

seine Vorführung eine Beleidigung für die Verfolgten des Nazi-Regimes.<br />

Auch der Senator für Wissenschaft und Kunst wurde unter<br />

Druck gesetzt. Er sah zwar keine Möglichkeit, die Aufführung zu<br />

verbieten, da der Film 1958 von der Freiwilligen Selbstkontrolle<br />

auch für Jugendliche freigegeben und seitdem in verschiedenen Städten<br />

ohne Störungen gezeigt worden war, aber in Berlin konnte die<br />

Vorführung nicht mehr stattfinden. Der Leiter des UFA-Palasts<br />

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