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Zweifel, das konnten nur die von uns gesuchten Nuba sein. Sie<br />

stiegen steil über Geröll und schräge Felsplatten bergauf, dann waren<br />

sie plötzlich verschwunden. Ein Felsblock versperrte uns die<br />

Sicht. Als wir um ihn herumgingen, sahen wir ein überwältigendes<br />

Schauspiel.<br />

Tausend oder zweitausend Menschen wogten im Licht der untergehenden<br />

Sonne auf einem freien, von vielen Bäumen umgebenen<br />

Platz. Eigenartig bemalt und seltsam geschmückt, wirkten sie wie<br />

Wesen von einem anderen Stern. Hunderte von Speerspitzen tanzten<br />

gegen den glutroten Sonnenball. In der Mitte der Menge hatten<br />

sich große und kleine Kreise gebildet, in denen sich Ringkampfpaare<br />

gegenüberstanden, die sich lockten, kämpften, tanzten und<br />

als Sieger auf den Schultern aus dem Ring getragen wurden, wie ich<br />

es auf dem Rodgerbild gesehen hatte. Ich war wie betäubt und<br />

wußte nicht, was ich zuerst fotografieren sollte. Nicht nur das<br />

Optische erzeugte eine erregende Spannung, sondern auch das Akustische.<br />

Ein pausenloses Trommeln, darüber das helle Trillern von<br />

Frauenstimmen und die Schreie der Menge. Es war wie ein Traum<br />

oder ein Spuck. Meine Begleiter hatte ich längst verloren. Ich befand<br />

mich mitten unter den Nuba. Hände streckten sich mir entgegen,<br />

Gesichter lachten mich an, bald spürte ich, daß ich unter guten<br />

Menschen war.<br />

Ich hatte keine Ahnung, wann wir nach Kadugli zurückkamen.<br />

Dieses unglaubliche Erlebnis ließ mich jedes Gefühl für Zeit verlieren.<br />

Aus meinem Tagebuch ersehe ich, daß dieses Nuba-Ringkampffest<br />

am 16. November 1962 stattfand und wir am 22. Dezember<br />

unser Lager in der Nähe einer Nuba-Siedlung, sie hieß Tadoro, aufschlugen.<br />

Dort fanden wir unter einem Baum mit einer fast 30<br />

Meter ausladenden Laubkrone einen idealen Platz. Ich konnte es<br />

kaum glauben, daß ich hier war. In wundersamer Weise hatte sich<br />

nach einem Zeitraum von sechs Jahren mein Wunsch erfüllt, «meine»<br />

Nuba zu finden.<br />

Bei den Nuba<br />

Als ich am ersten Morgen erwachte, die Sonnenstrahlen schienen<br />

schon durch die Baumkrone, mußte ich mich erst besinnen, wo ich<br />

mich befand. Ich lag auf meinem Klappbett unter dem großen Baum<br />

— ich hatte geträumt, ich war tatsächlich bei den Nuba. Als ich aus<br />

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