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erstaunlich organisatorisches Talent.<br />

Was wir gefürchtet, aber doch für unmöglich gehalten hatten, trat<br />

ein. Wir saßen in der Rakoba und spürten die ersten Tropfen durch<br />

das Strohdach fallen. Schon setzte ein Prasseln ein — der Regen<br />

war da. Sofort holten wir das Filmmaterial aus der Grube, brachten<br />

es in den Wagen, und die Nuba schleppten Kiste für Kiste aus<br />

unserer Rakoba in ihre vor Regen sicheren Hütten. Alle halfen, und<br />

bald war unsere Ausrüstung in Sicherheit.<br />

Unsere Rakoba war aufgeweicht und halb zerstört. Um fast drei<br />

Monate war der Regen zu früh gekommen, selbst die ältesten Nuba<br />

konnten sich nicht erinnern, Mitte März schon einmal Regen erlebt<br />

zu haben. Trotz dieser gefährlichen Situation bewahrten sie eine<br />

erstaunliche Gelassenheit. Sie übertrug sich auch auf uns.<br />

Als der Regen nach einigen Stunden nachließ, war der Boden<br />

aufgeweicht, an ein Fortkommen nicht mehr zu denken. Ich zitterte<br />

bei dem Gedanken, auf Monate von der Außenwelt abgeschnitten<br />

zu sein. Unser Proviant langte nur noch für wenige Wochen, die<br />

Medikamente gingen zur Neige. Was sollte geschehen, wenn einer<br />

von uns erkranken würde? Kein noch so starker Wagen könnte uns<br />

von Tadoro fortbringen. Ein Aufenthalt während der Regenzeit mußte<br />

sehr gründlich vorbereitet werden. Eine Spezialkleidung wäre<br />

notwendig, die nicht nur Schutz vor den Unmengen von Moskitoschwärmen<br />

gibt, sondern auch gegen die vielen Schlangen, die es<br />

während der Regenzeit geben soll. Gegen sie haben die Nuba kein<br />

Schutzmittel. Die Messerschnitte, mit denen die Medizinmänner<br />

in leichten Fällen helfen können, führen meist zu starken Blutungen.<br />

Überhaupt bringt die Regenzeit viele Schrecken mit sich. Große<br />

Teile der Felder stehen unter Wasser, und um dorthin zu gelangen,<br />

müssen die Nuba bis über die Hüfte durch Wasser und Morast<br />

waten. Über Stellen, an denen das Wasser zu tief ist, spannen sie<br />

Seile, die sie selber flechten. Schwimmen können sie nicht und<br />

fürchten sich darum auch vor dem Wasser. Viele ertrinken, besonders<br />

ältere Leute. Andererseits hat die Regenzeit auch ihr Gutes:<br />

Es gibt Fische, sie zeichneten sie mir in den Sand, anscheinend eine<br />

ganz besondere Art, die im Schlamm des Grundwassers die Trokkenzeit<br />

überlebt. In unserer Rakoba haben wir beobachtet, daß<br />

unter dem ständig tropfenden Wassersack plötzlich kleine Frösche<br />

im Sand herumsprangen. In der Regenzeit wächst alles viel schneller.<br />

Dann pflanzen die Nuba um ihre Hütten Erdnüsse, Bohnen und<br />

etwas Mais an und speichern so während dieser Zeit reichlich<br />

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