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Die Nuba im «stern»<br />

Kurz vor Weihnachten besuchte mich Rolf Gillhausen, Art-Director<br />

des «stern». Er war für seine hervorragenden Layouts berühmt. Ich<br />

war gespannt, ob ihm die Nuba-Bilder gefallen würden. Aus den<br />

Fotos hatte ich eine Auswahl vorbereitet, doch Gillhausen wollte<br />

alle sehen. Stundenlang betrachteten wir die Bilder, und ich merkte<br />

bald, daß sie ihm gefielen. Mit großer Sicherheit fand er sehr schnell<br />

die besten heraus.<br />

Er hatte ungefähr hundert Dias ausgewählt, unter denen sich<br />

eines befand, das ich ihm nicht geben wollte. Es zeigte zwei unbekleidete<br />

Nuba-Jünglinge beim Gitarrenspiel im Innenhof eines Hauses.<br />

Gillhausen war von dem Foto fasziniert, ich aber mußte<br />

Rücksicht nehmen auf die religiösen Gefühle meiner sudanesischen<br />

Freunde, die ich nicht verletzen wollte. Ich bat ihn, auf diese Aufnahme<br />

zu verzichten, aber gerade das reizte seinen Widerstand. Je<br />

mehr ich mich wehrte, desto unnachgiebiger wurde er, bis er schließlich<br />

die Veröffentlichung des ganzen Berichts von der Freigabe dieses<br />

einen Bildes abhängig machte. Nun wollte ich nicht wegen einer<br />

einzigen Aufnahme die Verbindung zu so einer bedeutenden Illustrierten<br />

verlieren und gab schließlich nach. Bei Gillhausens Abschied<br />

hatte ich noch keine feste Zusage.<br />

«Vielleicht», sagte er, «können wir in zwei bis drei Monaten eine<br />

Serie bringen, Sie werden von uns hören.»<br />

Ich war enttäuscht. Ich hatte mir mehr erwartet. Um so größer<br />

war die Überraschung, als mich wenige Tage danach Henri Nannen,<br />

der Chefredakteur des «stern», anrief.<br />

«Leni», sagte er, «bitte, nehmen Sie sofort das nächste Flugzeug<br />

und kommen Sie nach Hamburg.» Ich dachte, er macht einen Scherz,<br />

doch ehe ich eine Frage stellen konnte, sagte er euphorisch: «Ihre<br />

Aufnahmen sind hinreißend, die ganze stern-Redaktion ist von den<br />

wundervollen Fotos begeistert — wir wollen eine große Serie noch<br />

vor Weihnachten herausbringen, eventuell sogar mit der Titelseite<br />

— wir brauchen Ihre Informationen — dringend — einer meiner<br />

Redakteure wird Sie noch heute abend in Hamburg in Ihrem Hotel<br />

erwarten — unsere Münchner Redaktion wird alles für Sie organisieren.»<br />

Ich war sprachlos. Mir kam das Ganze nicht geheuer vor. An<br />

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