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und sah uns unten neben dem umgestürzten Wagen im Treibsand<br />

des ausgetrockneten Flußbetts liegen. Er brachte uns nach Garissa.<br />

Dort gab es damals nur drei Gebäude einer Polizeistation, aber<br />

weder einen Arzt noch irgendwelche Medikamente, bis auf eine<br />

einzige Morphiumspritze, die Six für meinen Abtransport aufbewahrte.<br />

Als ich ab und zu aus der Bewußtlosigkeit erwachte, verspürte<br />

ich unerträgliche Schmerzen. George Six, im Krieg in London als<br />

Hilfssanitäter eingesetzt, nähte mir ohne irgendwelche Desinfektions-<br />

und Betäubungsmittel am Kopf die klaffende Wunde, aus der<br />

eine große Ader heraushing, mit einer Stopfnadel zu. Ein Martyrium.<br />

Six hatte eine Kniescheibe gebrochen. Das Bein hat er sich<br />

selbst geschient.<br />

Nach vier Tagen traf ein durch Polizeifunk herbeigerufenes einmotoriges<br />

Sportflugzeug ein. Es konnte zwei Personen aufnehmen.<br />

Man wickelte mich in ein Laken und trug mich in die Maschine.<br />

Kurz zuvor erhielt ich die Morphiumspritze — eine Gnade. Sie<br />

wirkte so schnell, daß mein Bewußtsein völlig ausgelöscht wurde.<br />

Später erzählte mir Six, der Pilot habe zu ihm gesagt: «Verwenden<br />

Sie nicht meine Zeit und Ihr Geld für den Transport der Dame. Wir<br />

werden sie ohnehin nicht lebend nach Nairobi bringen.»<br />

Im Hospital in Nairobi<br />

In Nairobi brachte man mich in ein Hospital, wo ich in dem Raum<br />

für Sterbende untergebracht wurde. Der leitende Arzt, Professor<br />

Dr. Cohn, ein Engländer, und seine Kollegen hatten mich nach der<br />

Untersuchung und dem Befund der Röntgenaufnahmen aufgegeben.<br />

Beim Erwachen war es dunkel um mich — ich konnte nichts<br />

erkennen. Die erste Empfindung war ein Gefühl des Glücks, den<br />

Unfall überlebt zu haben. Ich konnte mich aber nicht bewegen,<br />

noch einen Laut von mir geben. Stunden vergingen, bis eine Gestalt<br />

den Raum betrat. Durch die geöffnete Tür drang etwas Licht. Eine<br />

Krankenschwester beugte sich über einige Betten, dann fiel ihr Blick<br />

auf mich.<br />

Als sie sah, daß ich mich bewegte, stieß sie einen Schrei aus und<br />

rannte davon. Ich versuchte, mich aufzurichten und zu rufen, aber<br />

ich konnte mich keinen Zentimeter erheben. Diese Anstrengung<br />

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