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häuser oder Tankstellen. Auf dieser Strecke, die ungefähr 350 Kilometer<br />

lang war, durften wir keine Panne haben.<br />

Zu spät, nachdem wir Malindi schon passiert hatten, wurde mir<br />

bewußt, daß ich einen großen Fehler gemacht hatte. Bei der Eile, in<br />

der wir uns befanden, hatte ich nicht an Proviant und Wasser gedacht.<br />

Das war schlimm, denn wir würden mindestens neun Stunden<br />

unterwegs sein. Schon jetzt knurrte mein Magen, wie würde es<br />

erst den Schwarzen ergehen? Nachdem wir das Steppengelände<br />

passiert hatten, befanden wir uns in einem so dichten Dschungelwald,<br />

daß die Äste an den Scheiben kratzten und Coca nur noch<br />

Schritt fahren konnte. Er mußte höllisch aufpassen, um den tiefen<br />

Löchern und Steinen auszuweichen. Baumstämme lagen über dem<br />

Weg, die er mit Hilfe der Schwarzen wegräumte. Unser Wagen, der<br />

für diese katastrophale Piste viel zu schwer beladen war, kippte<br />

oftmals gefährlich zur Seite. Vorne saßen wir zu dritt: Coca, Abdullah<br />

und ich, hinter uns, eng zusammengedrängt, die Schwarzen.<br />

Diese nächtliche Fahrt — ich als einzige weiße Frau allein mit<br />

neun mir unbekannten Schwarzen und einem Araber — war wie<br />

ein Alptraum. Ab und zu sahen wir das Leuchten von Tieraugen.<br />

Elefanten und Nashörner trabten vor uns auf der Piste einher. Einige<br />

Male mußten wir stehenbleiben und zurückfahren, damit die<br />

Tiere ungestört an uns vorbeiziehen konnten. Plötzlich wurden wir<br />

hochgeschleudert, der Fahrer hatte den Wagen ruckartig gestoppt.<br />

Vor uns, im Licht der Scheinwerfer, lag eine fast weiß aussehende<br />

riesige Pythonschlange, mehrere Meter lang und dick wie ein Baumstamm.<br />

Beklommen beobachtete ich, wie die Schlange sich ganz<br />

langsam vorwärtsbewegte. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie im Gebüsch<br />

verschwunden war.<br />

Inzwischen wurden meine Neger unruhig. Sie bekamen Angst,<br />

sie würden entführt, und außerdem waren sie hungrig. Ich spürte<br />

so etwas wie eine Rebellion heraufziehen. Sie fuchtelten mit den<br />

Armen und schrien laut durcheinander. Die Situation wurde kritisch.<br />

Da kam mir ein rettender Gedanke. Durch energische Gesten<br />

versuchte ich mir Ruhe zu verschaffen und rief in Kisuaheli: «Singen!»<br />

Coca fing an, dann fiel einer nach dem anderen zögernd ein.<br />

Tatsächlich vergaßen sie beim Singen Angst und Hunger. Sie sangen,<br />

bis wir um zwei Uhr nachts den Meeresarm erreichten, der<br />

uns von der Halbinsel Lamu trennte.<br />

Wir weckten den Bootsmann, der uns zu unserem Camping-<br />

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