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Natu die zweite Portion, die wir unter uns teilten. Sitzplätze hatten<br />

wir noch nicht, aber wir konnten auf den Kisten sitzen. Wie<br />

gut, daß ich keinen Spiegel zur Hand hatte. Ich muß furchtbar<br />

ausgesehen haben, was mir später meine Freunde in Khartum gern<br />

bestätigten, die Haare voller Sand und ganz und gar verstaubt und<br />

abgespannt. Trotzdem fühlte ich mich ganz wohl, weil ich mein<br />

Flugzeug noch erreichen würde. Ein Araber bot mir seinen Sitzplatz<br />

an, und so konnte ich einige Stunden schlafen.<br />

Auf halber Strecke vermißte ich plötzlich meine zwei Leica-Kameras.<br />

Auf der ersten Station nach dieser Entdeckung, es war Kosti,<br />

verständigte ich die Polizei. Sie sprach jedoch nur arabisch, und so<br />

nahmen die mitfahrenden Sudanesen an, ich beschuldigte sie des<br />

Diebstahls. Also verdächtigten die Araber meine Nuba, die in einem<br />

anderen Wagen, eingepfercht wie in einem Tiertransport, im<br />

Gang standen. Bei jeder Station, an der der Zug hielt, befürchtete<br />

ich, die Polizei würde Natu und Dia verhaften. Wie ein Löwe kämpfte<br />

ich, daß meine Freunde nicht aus dem Zug geholt wurden. Vor<br />

Müdigkeit fielen mir immer wieder die Augen zu, und schließlich<br />

konnte ich kaum noch die Gesichter um mich herum erkennen.<br />

Um sechs Uhr morgens trafen wir in Khartum ein, erschöpft und<br />

dreckig. Meine treuen Freunde, das Ehepaar Plaetschke, stand am<br />

Bahnhof, auch ein Wagen, den Abu Bakr mit einem Fahrer geschickt<br />

hatte. Jeden Morgen seit dem 29. Dezember waren die<br />

Plaetschkes so früh aufgestanden, um mich vom Zug abzuholen.<br />

Sie waren in größter Sorge gewesen. Ein Glück, daß sie da waren,<br />

denn schon näherten sich uns Polizisten und forderten mich und<br />

die Nuba auf, mit ihnen zu kommen. Es ging um den Diebstahl.<br />

Meine Freunde konnten die Polizisten aufklären, und der ganze<br />

Spuk war vorüber.<br />

Es tat mir in der Seele weh, was für ein trauriges Bild meine schwarzen<br />

Freunde abgaben. Wenn ich daran dachte, wie stolz und selbstbewußt<br />

sie in der Seribe oder bei ihren Ringkämpfen aussahen und wie<br />

verschüchtert und gedemütigt sie jetzt dastanden, da bedauerte ich es<br />

zutiefst, sie mitgenommen zu haben. Glücklicherweise änderte sich<br />

das bald. Wir fuhren in das Haus von Weistroffers, wo sie sich unter<br />

einer Gartendusche erst einmal gründlich waschen konnten. Immer<br />

wieder hielten sie die Hände darunter. Für sie war das viele Wasser<br />

ein noch größeres Wunder als die Eisenbahn. Wenn man an das schmutzige<br />

Wasser denkt, das sie oftmals aus den Löchern trinken müssen,<br />

dann ist verständlich, daß dieses reine, klare Wasser für sie eine Kost-<br />

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