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her, die, anders als die wilden Tanzbewegungen der Mädchen, wie<br />

in Zeitlupe wirkten. Dieser unglaubliche Gegensatz war faszinierend.<br />

Besonders erregend gestaltete sich diese Tanzpantomime noch<br />

dadurch, daß die Männer vor dem Trommler stehenblieben, ihre<br />

Körper nach rückwärts beugten, ihre Hand an den Mund legten<br />

und dann, wie schon vor den Kämpfen, diese raubvogelähnlichen<br />

Schreie ausstießen. Es sah so aus als zögen sie sich diese Schreie<br />

mit der Hand- und Armbewegung aus dem Körper heraus. In dem<br />

aufgewirbelten Staub und dem fahlgrünen Licht der Dämmerung<br />

erschien es mir wie ein unwirkliches Schauspiel.<br />

Plötzlich ein erregender Trommelwirbel, und ich sah, wie drei<br />

Mädchen ihr Bein hoben und es über die Köpfe der von ihnen<br />

auserwählten Männer schwangen, es für einen Augenblick auf deren<br />

Schulter legten und während dieser sehr intimen Zeremonie ihre<br />

Blicke auf den Boden richteten. Dann tanzten die Mädchen zu<br />

ihrer Gruppe zurück. Obgleich ich damals nicht die geringste Ahnung<br />

von der Bedeutung dieser kultischen Handlung hatte, wußte<br />

ich, daß dies nur ein ungewöhnliches Liebesritual der Mädchen sein<br />

konnte. Tatsächlich erfuhr ich später, daß bei den Südost-Nuba den<br />

Mädchen vorbehalten ist, auf diese Weise sich ihren Partner fürs<br />

Leben zu wählen.<br />

Am nächsten Morgen mußten wir Kau verlassen, es war unabänderlich.<br />

Der Omda wollte uns am letzten Tag noch das dritte Dorf,<br />

Nyaro, zeigen, vielleicht das schönste der drei Dörfer, größer als<br />

Fungor, aber kleiner als Kau. In diesen drei Dörfern lebten nicht<br />

mehr als ungefähr dreitausend Südost-Nuba.<br />

Als ich mich in Nyaro umsah, entdeckte ich im Schatten einer<br />

Hütte einen Jüngling sitzen. Eine solche Erscheinung hatte ich noch<br />

niemals gesehen. Sein Körper war phantastisch bemalt, wie ein<br />

Leopard, und sein Gesicht erinnerte mich an Picasso. Zu meiner<br />

Überraschung ließ er sich widerspruchslos fotografieren. Bald entdeckte<br />

ich, daß er nicht als einziger so ungewöhnlich bemalt war,<br />

von überall kamen junge Männer auf mich zu, mit Gesichtern wie<br />

stilisierte Masken. Das waren keine primitiven Malereien. Die Harmonie<br />

zwischen Farben und Formen verriet ein hohes Maß künstlerischer<br />

Begabung.<br />

Nicht alle ließen sich fotografieren. Ich spürte, daß es Zeit und<br />

Geduld erforderte, mit diesen Menschen in Verbindung zu kommen<br />

oder gar Freundschaft mit ihnen zu schließen. Was ich in diesen<br />

zwei Tagen gesehen hatte, war so überwältigend, daß ich beschloß,<br />

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