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ei meinen Nuba.<br />

Ich hatte diese Tragödie schon seit langem befürchtet, aber da die<br />

Nuba in so tiefer Abgeschiedenheit leben, hatte ich nicht so bald<br />

mit ihr gerechnet. Nun sah ich auch hier den Anfang dieser unheilvollen<br />

Entwicklung. Von Tag zu Tag konnte ich mehr Veränderungen<br />

feststellen. Nuba kamen zu mir und klagten, daß man ihnen<br />

etwas gestohlen hätte, ein Arbeitsgerät oder einen Topf mit Bienenhonig,<br />

der für sie rar und kostbar war. Eines Tages erzählte mir<br />

Alipo aufgeregt, das Haus seines Bruders in der Nähe der Schule<br />

von Rheika sei ausgeplündert und dann in Brand gesteckt worden.<br />

Noch vor zwei Jahren wäre das undenkbar gewesen. Es blieb nichts<br />

anderes übrig, als unsere Ausrüstung und Vorräte abzuschließen.<br />

Horst zimmerte für unsere Hütte eine primitive Tür, die mit einem<br />

Hängeschloß versehen wurde. Verließen wir sie, übernahmen ältere<br />

Nuba-Männer freiwillig die Wache.<br />

Das alles wirkte sich auch auf unser Arbeitsprogramm aus. Es<br />

war aussichtslos, auch nur eine der verlorenen oder verdorbenen<br />

Filmaufnahmen zu wiederholen. Selbst in der Seribe konnten wir<br />

keine Nachaufnahmen machen, da die Nuba, gleichgültig ob es junge<br />

Männer oder Knaben waren, sich von ihren zerlumpten Kleiderfetzen<br />

nicht trennen wollten. Als Horst einen Jungen aufforderte,<br />

seine zerrissene Hose auszuziehen und sich, wie es früher war,<br />

einzuaschen, lächelte er verschämt und weigerte sich. Wir gaben es<br />

auf.<br />

Tatsächlich gab es in Tadoro nur noch einen einzigen älteren<br />

Mann, der unbekleidet ging, Gabicke. Er war ein Original. Einmal<br />

kam er mit einem Wunsch zu uns. Aus einem alten Stück Stoff<br />

entnahm er umständlich zerrissene Geldscheine, die schon von Mäusen<br />

angeknabbert waren und die, wie er sagte, ihm niemand mehr<br />

abnehmen wollte. Als er sie vorsichtig auf meiner Matratze ausbreitete,<br />

stellte ich überrascht fest, es waren zwanzig sudanesische<br />

Pfund, für einen Nuba ein Vermögen. Gabicke hatte sich dieses<br />

Geld in jahrelanger schwerer Arbeit zusammengespart, indem er<br />

mehr Duragetreide als andere Nuba anbaute und den Überschuß an<br />

arabische Händler verkaufte. Seine Bitte, ihm dieses Geld gegen<br />

neue Scheine einzutauschen, konnte ich leicht erfüllen. Strahlend<br />

verließ er unsere Hütte, und als wir ihn am nächsten Morgen zur<br />

Feldarbeit gehen sahen, trug er vorn an seinem Ledergürtel einen<br />

Beutel mit seinem Geldschatz darin, damit er ihm, wie er uns erzählte,<br />

nicht gestohlen werden konnte.<br />

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