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gehabt, auf dem Lande bei einer Bauernfamilie zu arbeiten. Dort<br />

fand er eine so gute Aufnahme, daß er immer noch mit diesen<br />

Leuten in brieflichem Kontakt stand.<br />

Als wir uns beim Abschied herzlichst bedankten und ich mich<br />

erkenntlich zeigen wollte, weigerten sich beide, Geld anzunehmen.<br />

Wir schickten ihnen später aus Deutschland ein Geschenk.<br />

Bei Jean Cocteau<br />

In Cannes und Nizza herrschte ein Autoverkehr, daß man nur im<br />

Schrittempo fahren konnte. An den schmalen Stranden der Riviera<br />

sah man in brütender Augustsonne die Menschen eng wie Heringe<br />

nebeneinander liegen. Unser Ziel war Cap Ferrat, nicht weit von<br />

Monte Carlo entfernt, wo Cocteau seine Sommerferien in der Villa<br />

Santo Sospiz verbrachte. Er hatte mich eingeladen und wollte mir<br />

dort seine Arbeiten zeigen, die er für unser Projekt «Friedrich und<br />

Voltaire» vorbereitet hatte.<br />

Mit ihm verlebten wir zwei unvergeßliche Tage. Alles um Cocteau<br />

war voller Poesie. In den Räumen, die er im unteren Terrain<br />

der Villa bewohnte, hatte er alle Wände bemalt, in lebhaften, aber<br />

nicht grellen Farben, vorherrschend grün in allen Schattierungen.<br />

Die Motive, Darstellungen von Pflanzen, Tieren und Göttergestalten,<br />

waren teils abstrakt, teils realistisch. Cocteau hatte sich<br />

hier seine eigene Welt geschaffen. Die reale Wirklichkeit ließ er nur<br />

ungern an sich herankommen.<br />

«Du und ich», sagte er, «leben in einem falschen Jahrhundert.»<br />

Die Skizzen für «Friedrich und Voltaire» waren köstlich. Aber noch<br />

faszinierender war, wie er sich in beiden Masken präsentierte, als<br />

«Friedrich» und als «Voltaire». Verblüffend, mit welch geringen Mitteln<br />

er sich in diese beiden Personen verwandeln konnte. Dieser<br />

Film mit ihm hätte eine Kostbarkeit werden können. Als Andenken<br />

daran besitze ich nur noch seine Briefe, die er seit diesem<br />

Zusammensein bis zu seinem Tode mit «Friedrich-Jean-Voltaire»<br />

unterschrieb.<br />

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