09.01.2013 Aufrufe

Untitled

Untitled

Untitled

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dem Schlafsack kroch, merkte ich, daß es sehr windig war. Wolldekke<br />

und Schlafsack flatterten wie ein Segel im Sturm, ich mußte sie<br />

festhalten, damit sie nicht davonflogen.<br />

Nicht weit von mir entfernt, standen ein paar niedliche schwarze<br />

Nackedeis, die mich neugierig betrachteten. Ein Bub von vielleicht<br />

zehn Jahren kam schüchtern auf mich zu. Er hielt in seinen Händen<br />

meine Bluse, meinen Rock und meinen Büstenhalter. Mit einer<br />

scheuen Geste reichte er mir meine Kleider, die der stürmische<br />

Wind verweht hatte. Aus meiner Tasche holte ich Bonbons heraus.<br />

Vorsichtig nahm sie der Kleine aus meiner Hand, lief zu den anderen<br />

Kindern, die die Bonbons beschnupperten und sie in ihre Mäulchen<br />

steckten. Dann liefen sie lachend auseinander. Während ich<br />

den Schlafsack und die Decke in einem Seesack verstaute, beobachtete<br />

ich, wie Frauen, die große Körbe auf dem Kopf trugen, ziemlich<br />

entfernt von mir auf die weit bis zum Horizont reichenden<br />

Felder gingen, die durch das aufgehende Sonnenlicht gelb leuchteten<br />

und dadurch einen ungemein starken Kontrast zu den schwarzen<br />

Gestalten bildeten. Auch Männer sah ich, die mit federnden Schritten<br />

in Richtung der Felder gingen. Sie trugen eine Axt über der<br />

Schulter und als einziges Kleidungsstück einen breiten schwarzen<br />

Ledergürtel, der rückwärts eine glänzende Messingschnalle hatte.<br />

Die auf die Felder zugehenden Männer und Frauen nahmen kaum<br />

Notiz von uns, einige winkten uns zu.<br />

Ich lieh mir von unseren Leuten, die die Wagen ausräumten, eine<br />

unserer zwei Waschschüsseln aus. Da wir mit Wasser sehr sparsam<br />

umgehen mußten und ich mich hier im Freien keinem Blick entziehen<br />

konnte, wurde diese morgendliche Reinigung mehr zu einer<br />

Katzenwäsche.<br />

Um die Mittagszeit kamen die Nuba von ihrer Feldarbeit zurück.<br />

Einige blieben an unserem Lager stehen. Die Frauen stellten ihre<br />

schweren Körbe auf den Boden und ruhten sich, im Schatten sitzend,<br />

aus. Die Körbe waren mit roten, gelben und weißen Getreidekolben<br />

vollgepackt, ein Getreide, das wir nicht kannten. Die Kinder<br />

näherten sich schon langsam unserem Lagerplatz. Der Wind hatte<br />

nachgelassen, es wurde ganz windstill.<br />

Während die Männer sich mit ihren Angelegenheiten beschäftigten,<br />

versuchte ich, erste Verbindungen zu den Nuba herzustellen.<br />

Ich setzte mich zu den Frauen auf einen Stein und lachte sie an.<br />

Das Ergebnis war, daß sie darauf so lachten, daß es gar kein Ende<br />

mehr nahm. Dann kam eine ältere Frau auf mich zu und streckte<br />

239

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!