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stücke erhielten. Als ich sie in Kisuaheli nach ihrem Namen fragte<br />

und mich um sie bemühte, schienen sie ihre Furcht langsam zu<br />

verlieren.<br />

Es war ein Glücksfall, daß ich im Taxi, das ich mir in Mombasa<br />

gemietet hatte, einen hochintelligenten jungen Schwarzen kennenlernte,<br />

der gut englisch sprach. Ich erzählte ihm von meinem Problem.<br />

Er wollte mir helfen und ermunterte mich, an das Hafenende<br />

zu fahren, wo die Frachter ein- und ausgeladen werden. Tatsächlich<br />

konnte ich hier hünenhafte Gestalten sehen, die auf ihren Rücken<br />

schwere Lasten trugen. Mein Taxichauffeur redete einige von ihnen<br />

an und brachte es tatsächlich fertig, daß vier von ihnen bereit waren,<br />

sofort mit uns zu kommen, wenn ich sie von ihrer Arbeit<br />

loskaufen würde und jeder sich vor unserer Abreise noch von seiner<br />

Familie verabschieden könnte. Da sie alle in Mombasa wohnten,<br />

war das kein Problem.<br />

Vor Sonnenuntergang konnten wir abreisen. Mein Fahrer hatte<br />

alles organisiert. Sein Chef, ein Wiener, der einen Autoverleih in<br />

Mombasa hatte, wollte ihn anfänglich nicht freigeben. Er war für<br />

ihn fast unentbehrlich, da er nicht nur überdurchschnittlich intelligent<br />

war, sondern auch etwas Englisch sprach — aus den gleichen<br />

Gründen wollte auch ich ihn behalten. Außerdem erschien er mir<br />

als ideale Besetzung für die Rolle des «Coca». Schließlich gab der<br />

Wiener nach, weil «Coca», wie ich ihn von nun an nenne, unbedingt<br />

bei uns bleiben wollte.<br />

Auf der Fahrt durch die Stadt sah ich an einer Häuserwand gelehnt<br />

einen auffallend großen Schwarzen. Einen Augenblick zögerte<br />

ich, dann bat ich «Coca» zu halten. Der Mann war ziemlich zerlumpt<br />

gekleidet, aber er war von gleicher Gestalt wie die Hafenarbeiter.<br />

Der achte «Sklave» fehlte uns noch, und so bat ich «Coca»,<br />

den Mann zu fragen, ob er bei guter Bezahlung mit uns kommen<br />

würde. Coca schien Erfolg zu haben, zögernd kam er zu unserem<br />

Wagen. Als er die anderen Schwarzen sah und Coca ihm einen<br />

Geldschein in die Hand drückte, stieg er ein. Es war ihm sichtlich<br />

peinlich, daß er so zerlumpt war. Wir versprachen, ihm neue Kleidung<br />

zu geben.<br />

Wenn ich heute an diese Fahrt von Mombasa nach Lamu mit<br />

meiner «schwarzen Fracht» zurückdenke, kann ich kaum begreifen,<br />

wie bedenkenlos ich damals ein solches Wagnis eingehen konnte.<br />

Vor dreißig Jahren gab es noch keine Straße, die von Malindi nach<br />

Lamu führte, nur einen Pfad durch dichten Urwald und ohne Rast-<br />

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