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noch keine Unzufriedenheit, keinen Diebstahl und keinen Mord.<br />

Die Nuba erschienen mir als die glücklichsten Menschen, die der<br />

Herrgott geschaffen hat — ihre Lieblingsbeschäftigung war zweifellos<br />

— «Lachen».<br />

Auch ich hatte Geschenke mit dabei, vor allem Tabak, Perlen, auch<br />

Zucker, Tee und sogar grüne Kaffeebohnen, die sie rösteten und<br />

zerstampften. Sie bekamen sie manchmal im Tausch von den Arabern.<br />

Ein Schluck starker Kaffee mit sehr viel Zucker war für sie der<br />

höchste Genuß. In kurzer Zeit hatten sie uns zwei Strohhütten gebaut,<br />

eine für mich, die andere für unsere Kisten. Die beiden jungen<br />

Leute wollten, solange es noch nicht zu heiß war, lieber im Zelt<br />

schlafen. In meiner kleinen Strohhütte hatte ich die neuen Nuba-<br />

Fotos aufgehängt und über meinem Bett auch ein kleines Bild meiner<br />

Mutter. Neugierig fragten sie mich, ob das meine Mutter wäre. Als<br />

ich das bestätigte, betrachteten sie es lange, wobei sie sahen, daß<br />

meine Augen feucht wurden. Betroffen fragten sie: «Angeniba bige?»<br />

— Ist deine Mutter krank? Ich nickte und bemerkte, daß sie im<br />

Gegensatz zu meinen Begleitern, die meine Mutter kannten und<br />

wußten, was sie mir bedeutete, Mitgefühl mit mir empfanden. Sie<br />

drückten mir die Hände und verließen die Hütte.<br />

Von Tag zu Tag wurde es nun heißer. Das Thermometer zeigte<br />

schon wieder 40 Grad im Schatten. Die Nuba gruben ein tiefes<br />

Erdloch, in dem wir das Filmmaterial bei einer Temperatur von 27<br />

Grad aufbewahren konnten. Wir deckten das Licht mit doppelten<br />

Schichten Durastengeln und Laub in der Grube ab.<br />

Besorgt beobachtete ich, mit welcher Unlust meine beiden Begleiter<br />

arbeiteten. Auch schienen ihnen die Nuba gleichgültig zu<br />

sein. Ich bat sie, in Kadugli nach Post zu schauen. Schon am Abend<br />

kamen sie zurück und übergaben mir einen Brief. Es war Ulis Handschrift.<br />

Bestürzt las ich, daß meine Mutter wegen eines Arterienverschlusses<br />

in der Kniekehle in die Universitätsklinik gebracht<br />

werden mußte.<br />

«Versuchen Sie, ruhig zu bleiben», schrieb Uli, «falls das Schlimmste<br />

eintreten sollte, bitte ich Sie, mir entsprechende Vollmachten zu<br />

schicken.»<br />

Nun gab es für mich kein Halten mehr. Meine Angst konnte ich<br />

nicht mehr bezwingen, und ich beschloß, die Arbeit hier sofort zu<br />

unterbrechen. In der Nacht stellte ich einen Arbeitsplan für meine<br />

Leute auf und packte meine Sachen. Ich hatte keine Vorstellung,<br />

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