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ten schon seit längerer Zeit Spannungen mit sich gebracht. Meine<br />

Krankheit und die immer wieder erfolgten Verhaftungen belasteten<br />

ihn, besonders, da er nach fast fünf Jahren Front eine andere Nachkriegszeit<br />

verdient gehabt hätte. Er tat vieles, worunter ich sehr<br />

litt. Unsere Zuneigung verwandelte sich immer mehr in Haßliebe,<br />

doch die Umstände erlaubten es nicht, uns wenigstens versuchsweise<br />

zu trennen. Wir mußten auf engstem Raum zusammenleben,<br />

und dies unter den unwürdigsten Verhältnissen.<br />

Als unser Leben in Breisach immer unerträglicher wurde, schrieb<br />

ich einen verzweifelten Brief an General König, dem Oberkommandierenden<br />

der französischen Zone in Deutschland. Nach fünf Monaten,<br />

im August 1946, erfolgte eine Reaktion. Ein französischer<br />

Polizeiwagen holte mich ab und brachte mich nach Baden-Baden in<br />

ein Militärgebäude. Dort erhielt ich ein Zimmer, zusammen mit<br />

einer anderen Frau, einer Ausländerin. Wie ich mit der Zeit bemerkte,<br />

sollte sie mich aushorchen. Bei den Verhören, die man mit<br />

mir anstellte, verstand ich oft den Sinn vieler Fragen nicht. So<br />

sollte ich die Haarfarbe dieser oder jener Schauspieler, oder die<br />

Augenfarbe einer bekannten deutschen Filmdiva angeben und weitere<br />

so belanglose und lächerliche Fragen. Plötzlich änderte sich<br />

das. Ich sollte erzählen, welche Künstler an Hitler geglaubt hatten<br />

und welche mit ihm befreundet waren.<br />

«Ich bin keine Denunziantin», sagte ich. «Auch könnte ich Ihnen<br />

das gar nicht beantworten, weil ich mit meinen Berufskollegen wenig<br />

zu tun hatte. Außer Emil Jannings, Gertrud Eysoldt und Brigitte<br />

Horney kannte ich persönlich nur die Schauspieler, die in meinen<br />

Spielfilmen beschäftigt waren.» Ein Grund für die Franzosen, mich<br />

härter in die Zange zu nehmen. Sie gaben mir weniger zu essen und<br />

unterwarfen mich unerträglicher seelischer Folter. Dann verfielen<br />

sie auf eine andere Methode. Mit allen möglichen Versprechungen<br />

wollten sie mich dazu bringen, Kollegen zu denunzieren. «Welche<br />

unter Ihren Bekannten waren überzeugte Nationalsozialisten, nicht<br />

nur Künstler», so ging das Tag für Tag. Dabei nannten sie auch<br />

Namen wie Ernst Udet und andere. «Wir werden Sie für jede Information<br />

belohnen. Sie können ein Haus an der Riviera erhalten und<br />

wieder als freier Künstler arbeiten.» Ich war so angewidert, daß ich<br />

bockig wurde und überhaupt keine Fragen mehr beantwortete.<br />

Wieder wechselten sie das Thema und kamen auf die Konzentrationslager<br />

zu sprechen. Hier entspann sich eine immer heftiger werdende<br />

Auseinandersetzung. Sie wollten nicht glauben, daß mir außer<br />

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