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‹Warum arbeiten Sie noch so viel?›<br />

‹Ich habe kein Vermögen, keine Rente, wohne nur zur Miete ...›<br />

Und jetzt erzählt Leni Riefenstahl von ihrem Traum.<br />

‹Ich will ein Häuschen haben, klein, mit Garten, was mir gehört<br />

— und wo mir niemand kündigen kann.› Sie sagt das mit 74 Jahren.<br />

Ein Alter, in dem die meisten an ein anderes Grundstück denken —<br />

drei mal zwei Quadratmeter, mit einem Stein darauf ... Wir suchen<br />

ein Foto aus, das sie zeigt, wie sie ist. Eine Frau mit 74. Mit<br />

gefärbten Locken. Mehr ist nicht drin.»<br />

Menschen, die meine Filme und Bildbände kennen, werden sich<br />

kaum vorstellen können, daß ich ein Typ bin, der Journalisten im<br />

Nachthemd und Bett empfängt — wieder einmal war alles erfunden.<br />

Sollte ich die Zeitung verklagen? Ich war der vielen Prozesse,<br />

die ich gezwungen war zu führen, müde geworden, auch hatte ich<br />

dazu weder die Zeit noch das Geld. Aber der Gedanke an ein<br />

eigenes Haus, über das in diesem Interview überhaupt nicht gesprochen<br />

wurde, ließ mir keine Ruhe mehr. Tag und Nacht grübelte<br />

ich, wie ich bei meiner Schuldenlast dennoch zu einem Grundstück<br />

und einem Haus kommen könnte. Ich hatte hohe Schulden, ich<br />

hatte aber auch große Werte: Die Urheberrechte an meinen Filmen,<br />

Bildbänden und Fotos und das noch ungeschnittene Filmmaterial<br />

mehrerer Sudan-Expeditionen. Vielleicht könnte ich diese Werte verpfänden.<br />

Es ging mir wie einem Schachspieler, der nichts anderes<br />

denken kann als an die Züge, die er machen muß, um sein Spiel zu<br />

gewinnen.<br />

Noch bevor ich eine Idee hatte, wie ich mir die Mittel verschaffen<br />

könnte, schaute ich mir in München eine Ausstellung von Fertighäusern<br />

an. Schon nach wenigen Minuten fand ich ein Haus, es<br />

war das erste, das ich sah, und auch das einzige, das mir gefiel —<br />

ein Haus der Firma «Huf» mit vielen Glasfenstern und viel Holz.<br />

«Dieses Haus — und kein anderes möchte ich haben», sagte ich<br />

zu Horst. Es erinnerte mich in den Innenräumen mit ihren weißen<br />

Wandflächen und dunklem Holz an japanische Architektur.<br />

Zu einem Haus gehört aber auch ein Grundstück, und das zu<br />

finden war schwieriger. Wochenlang suchte ich danach — es sah<br />

ziemlich hoffnungslos aus. Entweder waren sie viel zu teuer oder<br />

hatten eine ungünstige Lage, vor allem sollten auf dem Grundstück<br />

viele Bäume sein.<br />

Im November 1977 — auch dieser Tag ist in meinem Kalender<br />

rot angestrichen — fand ich den Platz, wie ich ihn mir erträumt<br />

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