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Farben in dieser Intensität gesehen: Gelb und Grün, zartes Blau<br />

und leuchtendes Orange bis zum glühenden Rot. Dazu flimmerten<br />

die Sterne und darüber hing, wie aus Silber gestanzt, die Sichel des<br />

südlichen Mondes. Eine Sinfonie von Licht — klar und transparent,<br />

in Farben wie von Paul Klee.<br />

Mein erster Morgen in Afrika. Als die Sonne aufging, landeten<br />

wir in Khartum. Ich spürte noch die feuchte Kälte des grauen<br />

Aprils in meinem Körper, und beim Verlassen des Flugzeugs hatte<br />

ich das Gefühl, in ein Bad von Wärme zu tauchen. Die Sonne<br />

stand, vergrößert durch den Dunst und feinen Sandstaub, riesenhaft<br />

über dem Flugfeld. Ich war wie betäubt.<br />

Die Welt, in der ich bis dahin gelebt hatte, waren die Berge, das<br />

Eis von Grönland, die Seen der Mark Brandenburg, die Weltstadt<br />

Berlin gewesen. Hier begann, ich fühlte es sofort, etwas völlig anderes<br />

— ein neues Leben.<br />

Im Gegenlicht sah ich schwarze Gestalten in hellen Gewändern<br />

auf mich zukommen — sie schienen in dem vibrierenden Licht der<br />

Sonne zu schweben, losgelöst von der Erde wie in einer Fata<br />

Morgana. Afrika hatte mich umarmt — für immer. Es hatte mich<br />

hineingesogen in eine Vision von Fremdheit und Freiheit und wirkte<br />

in mir wie eine Droge, deren betäubende Wirkung bis heute nicht<br />

nachgelassen hat, obwohl ich mit der Zeit die Schattenseiten und<br />

die fast unlösbar erscheinenden Probleme Afrikas kennengelernt<br />

habe.<br />

Mittags landete die Maschine in Nairobi. Nun wurde mir erst so<br />

recht das Abenteuerliche meiner Reise bewußt. Außer ein paar<br />

Hoteladressen, die mir Herr v. Nagy geschickt hatte, und einigen<br />

Prospekten besaß ich keinerlei Informationen. Als ich in Nairobi<br />

aus der Maschine stieg, war ich betroffen, fast enttäuscht.<br />

Soweit ich schauen konnte, nur dürre Grasflächen und hier auf<br />

dem Landeplatz trostlose Baracken, an denen die Fluggäste abgefertigt<br />

wurden. Nichts erinnerte an die Traumvision, die mich am<br />

Morgen im Sudan so verzaubert hatte. In der steilen Mittagssonne<br />

sah alles nüchtern und kahl aus. Als ich mich dem Bretterzaun vor<br />

der Flughafenbaracke näherte, sah ich zwei Männer, anscheinend<br />

Jäger mit großen Hüten, wie man sie aus Wildwestfilmen kennt,<br />

neben ihnen eine Dame, die einen Blumenstrauß in Händen hielt.<br />

Ich kannte sie nicht und war überrascht, wie herzlich sie mich<br />

begrüßten und mir ihre Blumen überreichten. Der Jüngere der beiden<br />

sagte: «Willkommen in unserem Land, wir freuen uns, daß Sie<br />

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