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Aus diesen Gründen wagte ich, die Einladung der Filmklubs anzunehmen.<br />

In allen drei Städten war der Erfolg überwältigend, nicht<br />

nur beim Publikum, auch in der Presse. Im Berliner «Titania-Palast»,<br />

der 1900 Zuschauer faßte und beinahe ausverkauft war, mußte<br />

ich mich immer wieder dem begeisterten Publikum zeigen. Mit mir<br />

auf der Bühne stand auch Herbert Windt, dessen Musik wesentlich<br />

zu den Erfolgen des Olympiafilms beigetragen hat.<br />

Wieder einmal war es anders gekommen, als alle es sich vorgestellt<br />

hatten. Ich war vor meinem Auftreten in Berlin gewarnt worden,<br />

und ich gestehe, ich wäre nicht nach Berlin gegangen, hätte ich<br />

nicht erfahren, daß die Besitzer des «Titania-Palasts» Berlin fluchtartig<br />

verlassen hatten. Die Angst der anderen gab mir meine Courage<br />

zurück. Ich dachte mir, schlimmer als mit Eiern und Tomaten<br />

beworfen zu werden, kann es kaum werden. Man hatte von Demonstrationen<br />

und organisierten Krawallen gesprochen. Nichts dergleichen<br />

geschah. Ich erfuhr nur spontane Begeisterung. Sogar die<br />

Presse war, anders als später 1972, hervorragend. Der Sender «Freies<br />

Berlin» äußerte sich so:<br />

«Es war mehr als nur ein gewöhnliches Wiedersehen, als dieser Filmstreifen in<br />

seinen zwei abendfüllenden Teilen über die Leinwand lief. Deutlicher noch als<br />

einst zeigte sich, wie gut der Versuch gelungen ist, die Idee der Olympischen<br />

Spiele in die Form eines Filmkunstwerks zu gießen. Wir haben den Film erneut<br />

gesehen und sind erneut von ihm gepackt worden.»<br />

Das war keine Einzelstimme. Ich habe ein Bündel nicht weniger<br />

enthusiastischer Berichte. Überall wurde der Wunsch laut, den Film<br />

in weiteren Vorführungen zu zeigen.<br />

Das war nicht so ohne weiteres möglich, da diese Vorführungen<br />

von Filmklubs veranstaltet waren, gewissermaßen vor geschlossener<br />

Gesellschaft. Bei öffentlichen Vorführungen mußte der Film<br />

erst durch die deutsche Zensur freigegeben werden.<br />

Anfang Januar 1958 fuhr ich mit den Kopien der zwei Olympiafilme<br />

nach Wiesbaden zur «Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft».<br />

Klopfenden Herzens erfuhr ich, daß nur der II. Teil<br />

freigegeben wurde. Die Verweigerung der FSK verstand ich nicht.<br />

Mein Olympiafilm ist ohne Einschränkung völlig unpolitisch. Krimis<br />

und Sex passierten im allgemeinen mühelos die Zensur. Ich<br />

hatte mich bemüht, einen fairen Sportfilm zu machen, habe nicht<br />

einmal erwähnt, daß Deutschland die meisten Medaillen gewann,<br />

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