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und damals noch in smaragdgrünen Farben, gehörte mir allein. Glücklich<br />

über meine Erlebnisse in Afrika warf ich mich in diese Wellen.<br />

Vergessen waren die schweren Jahre — ich fühlte mich wie neugeboren.<br />

Auf meiner kleinen Schreibmaschine schrieb ich meine Erlebnisse<br />

nieder — es wurde mein ausführlichstes Tagebuch. Auch schrieb<br />

ich Berichte über Material, Belichtung und Motive meiner sämtlichen<br />

Aufnahmen — 210 Filme hatte ich belichtet, meine erste<br />

Arbeit als Fotografin.<br />

Wieder in Deutschland<br />

Am 8. August 1963 stand ich in München vor meiner Tür in der<br />

Tengstraße. Ich hatte Herzklopfen. Vor zehn Monaten hatte ich<br />

hier Abschied genommen. Meine Mutter öffnete die Tür. Als sie<br />

mich erkannte, schrie sie auf. Es war kein Schrei der Freude, sondern<br />

ein Schrei des Entsetzens.<br />

«Mein Kind, mein Kind, wie siehst du aus?» Ihr liefen die Tränen<br />

herunter.<br />

«Ich bin doch ganz gesund, liebste Mutti, ich war nie krank.»<br />

«Arme Leni, ich kenn dich nicht wieder.»<br />

«Meine Haare sind abgebrochen», sagte ich, «sie sind hell geworden,<br />

ausgedörrt von der Sonne, aber das ist doch nicht so schlimm,<br />

die wachsen wieder nach.»<br />

Meine Mutter verzweifelt: «Um Gottes willen, wie bist du abgemagert,<br />

du hast ja keine Arme und keine Beine — wie schaust du<br />

aus, so elend.»<br />

Ich hatte das nicht empfunden. An der Reaktion meiner Mutter<br />

und bei näherem Betrachten im Spiegel mußte ich allerdings feststellen,<br />

daß die Expedition mich sehr strapaziert hatte. Es zeigte<br />

sich dann, daß es gar nicht so einfach war, mich wieder anzufüttern.<br />

Ich konnte essen, was ich wollte, ich nahm nicht zu. Der<br />

Körper hatte sich an die fettlose, karge Ernährung so gewöhnt, daß<br />

er kein Eiweiß mehr aufnahm. Erst durch monatelanges Spritzen<br />

stellte sich allmählich mein früheres Gewicht wieder ein.<br />

Aber der Schreck, den ich meiner Mutter eingejagt hatte, war<br />

nicht das Schlimmste, was mich erwartete. Wenn ich an den Augenblick<br />

denke, als ich erfuhr, was mit meinen Fotosendungen passiert<br />

war, läuft es mir noch heute kalt über den Rücken.<br />

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