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wenige Tage. Meine Freunde hatten mich vom Flugplatz abgeholt,<br />

aber niemand konnte mir den Grund meiner Einladung nennen. Ich<br />

wohnte im Haus von Norbert und Inge Koebke. Schon bei unserer<br />

letzten Expedition hatten sie uns sehr geholfen. Nach der Turbulenz<br />

der letzten Wochen genoß ich hier die himmlische Ruhe.<br />

Noch immer hatte ich weder von Nimeiri noch von einem seiner<br />

Mitarbeiter eine Nachricht erhalten, auch Abu Bakr wußte keine<br />

Erklärung.<br />

Im ungeeignetsten Augenblick kam die Nachricht, Präsident<br />

Numeiri würde mich in zwei Stunden erwarten. Als der Anruf von<br />

Herrn Koebke kam, befand ich mich gerade im Schwimmbecken<br />

vom Deutschen Klub. So ein Pech. Meine Haare waren naß, wie<br />

sollte ich das schaffen. Aber Inge machte es möglich. Sie föhnte<br />

mein Haar, half beim Anziehen und raste mit dem Auto durch die<br />

Straßen zum «People’s Palace», wo ich schon erwartet wurde. Ein<br />

Beamter führte mich in das Zimmer des Präsidenten.<br />

Als ich eintrat, bekam ich Herzklopfen. Außer Nimeiri erwarteten<br />

mich einige Minister und ein Kamera-Team. Der Präsident begrüßte<br />

mich mit einer Umarmung. Eine sonderbare, fast feierliche<br />

Stimmung lag über dem Raum. Auf einen Wink Nimeiris wurde<br />

ihm eine Lederschatulle übergeben, die er mit erwartungsvollem<br />

Lächeln an mich weiterreichte. Zögernd öffnete ich sie und sah<br />

darin einen Orden an einem breiten rosa Seidenband liegen. Nun<br />

löste sich die Spannung im Raum, alles lachte und redete durcheinander.<br />

Während ich noch leicht verwirrt den Orden betrachtete,<br />

sagte der Präsident in einer kurzen Ansprache, warum mir die Sudanesische<br />

Regierung den Orden verliehen habe. Er sprach begeistert<br />

über Inhalt und Gestaltung meiner beiden Bildbände, die es<br />

sogar Moslems erlaubten, die unbekleideten Nuba ohne Verletzung<br />

ihrer Gefühle betrachten zu können. «Deshalb und auch, weil der<br />

Sudan Ihre zweite Heimat wurde, möchten wir Sie mit diesem<br />

Orden ehren.» Mit den Worten: «We all love you very much, may<br />

God bless you», beendete er seine Rede.<br />

Ergriffen über soviel Sympathie, ja Freundschaft, dankte ich dem<br />

Präsidenten. Am Abend war alles im Fernsehen zu sehen. Irgendwie<br />

erschien es mir irreal, wenn ich an die Augenblicke dachte, als ich in<br />

Washington bei dem Sudanesischen Botschafter um ein Visum bettelte<br />

oder in Kadugli vor einem kleinen Polizeichef auf dem Boden lag<br />

und weinte, weil er mich nicht weiterfahren lassen wollte.<br />

Am nächsten Tag konnte ich noch mit Khalid El Kheir Omer,<br />

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