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Aber der «Spinner» ließ nicht nach, fast täglich kamen Briefe mit<br />

der Bitte, ihm die Rechte zu verkaufen. Ich blieb reserviert, zu oft<br />

war ich schon reingefallen. Ich mußte nur an den Ballettfilm in<br />

Paris denken, der auch wie eine Seifenblase zerplatzt war. Nun<br />

meldete sich der Engländer auch telefonisch. Die Stimme war nicht<br />

unsympathisch. «Ich heiße Philip Hudsmith», sagte er in gebrochenem<br />

Deutsch. Er bat mich dringend um eine Entscheidung. Ich<br />

wurde unsicher. Da schlug er vor, nach München zu kommen, und<br />

ich war einverstanden.<br />

Philip Hudsmith blieb drei Tage. Er war ein gutaussehender junger<br />

Mann, groß, schlank, mit etwas schlaksigen Bewegungen. Seine<br />

blonden Haare waren meist zerzaust. Er wirkte unbekümmert und<br />

fröhlich. Wir hatten sofort einen guten Kontakt.<br />

Temperamentvoll erzählte er, «Das blaue Licht» verfolge ihn schon<br />

von Kindheit an. Seit Jahren sei es sein Wunsch, diesen Film in<br />

neuer Gestalt wieder aufleben zu lassen. Er habe die Basis und die<br />

Finanzleute gefunden, um seinen Traum zu realisieren.<br />

Im Schwabinger «Tröpfchen» erzählte er mir, wie in seiner Vorstellung<br />

der Film neu gemacht werden mußte. Ähnlich den Franzosen<br />

sah er die Handlung als ein getanztes Märchen, dem englischen<br />

Film «Die roten Schuhe» verwandt, der seit Jahren ein Welterfolg<br />

geworden war. Als Mitarbeiter für das Buch hatte er schon mit W.<br />

Somerset Maugham Verbindung aufgenommen, und in der Tat zeigte<br />

er mir einen Brief, in dem dieser große Autor sein Interesse an<br />

dem Projekt bekundete. Ich staunte über diese künstlerisch so hochfliegenden<br />

Pläne — dieser junge Mann mußte ein Phantast sein.<br />

Auch die Technik, mit der er arbeiten wollte, überschritt das Maß<br />

des Normalen: Der Film sollte in dem neuen 70-mm-Technirama-<br />

Verfahren aufgenommen werden. Meinen Einwand, eine so kostspielige<br />

Produktion wäre nur in Hollywood realisierbar, ließ er<br />

nicht gelten.<br />

Ich machte keinen Hehl aus meiner Skepsis. Aber Hudsmith<br />

versicherte mir, sein Geldgeber verfüge über diese Mittel. Ich konnte<br />

es trotzdem nicht glauben. Außerdem machte ich ihn ganz offen<br />

auf die vielen Fehlschläge meiner Anstrengungen nach dem Krieg<br />

und die Angriffe, denen ich nach wie vor ausgesetzt sei, aufmerksam.<br />

Aber der junge Engländer, den ich von nun an Philip nennen<br />

werde, ließ sich durch keinen Einwand beirren. Ich warnte ihn: «Du<br />

wirst einen Sturm entfesseln, wenn dieser Film gemacht wird.»<br />

«Nicht bei uns in England», sagte er lachend. «Du hast viele<br />

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