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Die Freude dauerte nur Stunden. Ein anderes Telegramm bestürzte<br />

mich ungemein. Es brachte die Absage meines Kameramanns<br />

Hölscher, der in Afrika bei der «Schwarzen Fracht» dabeigewesen<br />

war. Er hatte sich in Indonesien die Gelbsucht geholt. Hölscher war<br />

der wichtigste Mann für den Film, und in der kurzen Zeit, die wir<br />

noch hatten, war es aussichtslos, Ersatz zu finden. Ich müßte einen<br />

Kameramann nachkommen lassen.<br />

In dieser schweren Zeit lernte ich einen jungen Mann kennen,<br />

dem ich viel zu verdanken habe. Mit ihm verbindet mich seitdem<br />

eine Freundschaft. Uli Sommerlath, ein junger Medizinstudent, stellte<br />

sich in jeder freien Stunde für die Expedition zur Verfügung,<br />

nahm uns alle nur erdenklichen Arbeiten ab und erwies sich mir<br />

und meinen Mitarbeitern bald als unentbehrlich.<br />

Die jungen Leute, Walter und Dieter, mußten ohne mich fahren.<br />

Ich hatte noch zuviel zu erledigen, vor allem einen Kameramann zu<br />

suchen. Ich mußte fliegen. In Khartum wollten wir uns treffen.<br />

Am 25. Oktober 1964 war es soweit. Aus meinem Fenster im 5.<br />

Stock der Tengstraße schaute ich immer wieder auf den Hof hinunter,<br />

wo die letzten Kisten in die Busse eingeladen wurden. Wir<br />

gingen hinunter, der Abschied kam. Ich umarmte die jungen Leute<br />

— bei strömendem Regen verließen die beiden Fahrzeuge den Hof.<br />

Wir liefen ihnen nach, bis wir die Busse nicht mehr sehen konnten.<br />

Todmüde kamen Uli und ich in meine Wohnung zurück, wo wir<br />

uns bei einem Glas Wein etwas entspannen wollten. Wir waren<br />

glücklich, es geschafft zu haben. Da kam im Radio eine Meldung<br />

über den Sudan. Was wir erfuhren, war furchtbar: Eine Revolution<br />

sollte im Sudan ausgebrochen, die gesamte Regierung abgesetzt und<br />

ihre Mitglieder verhaftet worden sein — nicht auszudenken — das<br />

waren meine Bekannten und Freunde, mit deren Hilfe ich gerechnet<br />

hatte. Auch Uli war wie gelähmt.<br />

Unter diesen Umständen erschien mir das Unternehmen aussichtslos.<br />

Ich kannte die Verhältnisse im Sudan. Schon bei normalen<br />

Verhältnissen zu den «closed districts» war eine Reise äußerst<br />

schwierig. Sofort abbrechen, die Wagen stoppen, war mein erster<br />

Gedanke. Was würde geschehen, wenn sie in Port Sudan nicht<br />

landen könnten! Vielleicht würden die Wagen in Brand gesteckt, die<br />

Fahrer verhaftet — das Risiko war zu groß, andererseits konnten<br />

wir auch nicht abwarten, bis die Unruhen aufhörten. Die Schiffspassagen<br />

waren für Monate ausgebucht.<br />

Uli versuchte sofort, die Botschaft zu erreichen. Niemand mel-<br />

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