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waren. Die Frauen stellten ihre großen Körbe ab, in denen sie die<br />

Kleidung und den Schmuck der Ringkämpfer mit sich führten. Dann<br />

holten sie die Töpfe mit Dura-Brei heraus, und wir aßen, tranken<br />

und ruhten uns über eine Stunde aus.<br />

Längst hatten wir die Felder hinter uns gelassen, nur Sträucher<br />

und vereinzelte Bäume waren anzutreffen. Ich fragte Alipo, wie<br />

weit es noch sei, er deutete in die Ferne: «Dette dette» — sehr,<br />

sehr weit. Wie schon sooft hatte ich mich unüberlegt in ein Abenteuer<br />

eingelassen, und nun gab es kein Zurück. Ich mußte versuchen,<br />

durchzuhalten. So marschierte ich weiter, Kilometer um<br />

Kilometer, immer öfter schaute ich auf die Uhr. Der Marsch nahm<br />

kein Ende.<br />

Die Sonne hatte schon längst den Zenit überschritten, als es vor<br />

meinen Augen zu flimmern begann und ich im gleichen Augenblick<br />

eine Schwäche verspürte. Schatten bewegten sich um mich, ich<br />

fühlte, wie mein Kopf und Körper mit Wasser bespritzt wurde,<br />

und versank in Bewußtlosigkeit. Als ich zu mir kam, schaukelte ich<br />

wie auf einem Kamelrücken. Ich wußte nicht Traum oder Wirklichkeit<br />

zu unterscheiden, bis ich inne wurde, daß ich in einem Korb<br />

lag, den eine Nuba-Frau auf ihrem Kopf trug.<br />

Endlich machten wir Halt. Die Frauen hoben mich herunter und<br />

legten mich flach auf die Erde. Die Sonne war untergegangen, und<br />

schnell nahm die große Hitze ab. Bald fühlte ich mich besser. Wir<br />

befanden uns auf einem Platz inmitten eines fremden Dorfes. Das<br />

große Fest sollte morgen stattfinden, womit ich nicht gerechnet<br />

hatte. Noch nie waren die Nuba, solange ich bei ihnen war, so weit<br />

zu einem Ringkampffest gegangen. Ich hatte weder Seife noch Zahnbürste<br />

dabei — aber mehr Sorge bereitete es mir, daß der Deutsche<br />

nicht wußte, wo ich mich aufhielt.<br />

Unterdessen war es dunkel geworden. Alipo war fortgegangen,<br />

um für unsere Nuba — es waren wohl mehr als sechzig — Unterkunft<br />

für die Nacht zu finden. Neugierig wurden wir von den fremden<br />

Nuba betrachtet, hauptsächlich wurde ich bestaunt. Es war<br />

sehr unwahrscheinlich, daß sie schon eine weiße Frau gesehen hatten.<br />

Kinder, die mich erblickten, liefen weinend davon. Die Nuba-<br />

Männer hier waren fast um einen Kopf größer als «meine» Nuba,<br />

sie wirkten wie schwarze Riesen. Als einzigen Schmuck trugen sie<br />

weiße Federn am Kopf und um die Hüften einen aus Ästen gebogenen<br />

Gürtel.<br />

Inzwischen war Alipo zurückgekehrt. Er hatte für uns alle Schlaf-<br />

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