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einem Schlafwagen sein, aber da wagte ich mich doch nicht hinein.<br />

Am Ende des Waggons stand der Schaffner, mit dem ich ein Gespräch<br />

anfing. Es dauerte nicht lange, bis er herausfand, wer ich<br />

war. Das erleichterte die Situation. Ich beschloß, wiederzukommen,<br />

wenn die Reisenden zum Frühstück in den Speisewagen gingen.<br />

Einige Stunden später war ich wieder im Gang des Schlafwagenabteils,<br />

sah, daß einige Türen offenstanden und die Bettwäsche<br />

schon weggeräumt war. Da faßte ich mir ein Herz und fragte den<br />

Schaffner, ob Herr Minister Dr. Kamitz schon gefrühstückt habe.<br />

Überrascht sah er mich an. «Sie wissen?»<br />

Ich nickte und erwiderte flüsternd: «Glauben Sie, der Minister<br />

gestattet mir, ein paar Worte mit ihm zu reden?»<br />

«Er kennt Sie doch sicher», sagte der Schaffner, «soll ich ihn<br />

fragen?»<br />

«Ach bitte», sagte ich, «es wäre zu nett von Ihnen.» Ich sah, wie<br />

er in die erste Tür des Wagens hineinging. Der entscheidende Augenblick<br />

war gekommen.<br />

Dr. Kamitz begrüßte mich freundlich und unbefangen.<br />

«Verzeihen Sie, bitte, Herr Minister, meinen Überfall.»<br />

Er winkte ab und sagte lächelnd: «Es ist mir eine Freude, Sie<br />

kennenzulernen — vom Film her kenne ich Sie schon lange. Übrigens»,<br />

fuhr er fort, «mußte ich mich in letzter Zeit einige Male mit<br />

Ihren Angelegenheiten beschäftigen. Deshalb wollten Sie mich wohl<br />

auch sprechen?» Ich nickte.<br />

«Leider ist Ihr Fall nicht ganz einfach.»<br />

Als er mein beunruhigtes Gesicht sah, besänftigte er mich: «Wir<br />

werden uns bemühen zu helfen.»<br />

Dann informierte mich Dr. Kamitz über das Ringen der österreichischen<br />

Regierung mit den diversen französischen Dienststellen,<br />

auch über die Rechtslage deutschen Eigentums in Österreich. Das<br />

Sensationellste: «Tiefland» und mein anderes Filmmaterial befand<br />

sich schon seit einer Woche in Wien. Ich war fassungslos. Dann<br />

hörte ich den Minister sagen: «Dies wurde erst möglich, nachdem<br />

der österreichische Außenminister Dr. Gruber mehrmals in Paris im<br />

‹Quai d’Orsay› interveniert hatte und der österreichische Bundeskanzler,<br />

Dr. Figl, sich sogar einschaltete. Erst daraufhin haben sich<br />

die Franzosen endlich bereit erklärt, das Filmmaterial, das einen<br />

Eisenbahnwaggon füllte, nach Wien zu bringen, allerdings nur unter<br />

der Bedingung, daß das Material nicht an Sie ausgehändigt werden<br />

dürfe.»<br />

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