09.01.2013 Aufrufe

Untitled

Untitled

Untitled

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Du Andersgesinnten gegenüber duldsam und verständnisvoll. Daher<br />

bin ich gewiß, daß unsere Freundschaft durch dieses Buch nicht<br />

geschmälert wird.» Das hoffte ich auch, und ich war, noch bevor<br />

ich sein Buch las, sicher, daß Speer, was er auch schrieb, aus innerster<br />

Überzeugung berichtete. Dies war der Kern seines Wesens.<br />

Darum hatte ich für ihn große Hochachtung und Verehrung empfunden.<br />

Das würde sich auch nicht ändern, falls er andere Wege<br />

ginge als ich. Aber noch wußte ich nicht, ob sie wirklich so verschieden<br />

sein würden. Ich antwortete ihm:<br />

8. Juni 1976<br />

Mein lieber Albert,<br />

wenn ich erst jetzt, nach so langer Pause, von mir hören lasse,<br />

so hat dies viele Gründe. Der wichtigste aber war der, daß ich erst<br />

Dein Buch lesen wollte, bevor ich schreibe. Um mich ungestört<br />

darin zu vertiefen, mußte ich aus München fortgehen, wo ich, in<br />

Folge des Klimas, meist zu müde bin, um etwas intensiv aufnehmen<br />

zu können.<br />

Dein Gefühl, daß ich, was die Vergangenheit und vor allem die<br />

Person Hitlers betrifft, teilweise ganz andere Eindrücke, als Du sie<br />

beschreibst, empfangen habe, ist richtig. Aber das hat nichts mit<br />

unserer Freundschaft zu tun, die, wenigstens von meiner Seite,<br />

sehr tief ist und sich trotzdem niemals in ihrer Bedeutung ausdrükken<br />

konnte — weder vor noch nach dem Krieg. Dein Buch ist eine<br />

große Leistung — wie alles, was Du ausgeführt hast. Ich glaube,<br />

Dich auch zu verstehen. Dein Ringen mit der Vergangenheit, Deine<br />

inneren Auseinandersetzungen mit Deinem früheren Verhältnis zu<br />

Hitler und Dein Wunsch, alle jene zu warnen, die sich noch nicht<br />

von der Faszination, die Hitler ausstrahlte, freimachen konnten.<br />

Niemand, der bisher aus der Umgebung von Hitler geschrieben<br />

hat, ist so nahe an die Wahrheit gelangt. Es ist bewundernswert,<br />

wie sehr Du Dich bemüht hast, und wieviel Mut Du aufbrachtest.<br />

Deine Schonungslosigkeit Dir selbst gegenüber wird auch Deine<br />

Gegner mit Achtung erfüllen müssen.<br />

Trotzdem — und Du wirst mir verzeihen, wenn ich es Dir gegenüber<br />

ausspreche, gibst Du auf die millionenfachen Fragen, die nie<br />

aufhören werden: «Was war es an Hitler, daß nicht nur das deutsche<br />

Volk, sondern auch viele Ausländer von ihm so beeindruckt,<br />

ja geradezu verhext waren», keine befriedigende Antwort. Das liegt<br />

wohl vor allem daran, daß Du die negativen Seiten seiner Person<br />

478

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!