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in amerikanischer Gefangenschaft befand, zuzuleiten. Harald Quandt<br />

war der Sohn aus Magda Goebbels’ erster Ehe.<br />

Wie von Alfried Krupp erhielt ich zuerst eine positive Antwort.<br />

Harald Quandt lud mich ein, ihn und seine Gattin in Homburg zu<br />

besuchen. Ich flog sofort nach Frankfurt, wo ich von einer großen<br />

Limousine abgeholt und nach Homburg gefahren wurde. Dort empfing<br />

mich Frau Inge Quandt, eine junge, sehr hübsche Frau von fast<br />

zerbrechlich wirkender Zartheit. Einfach, aber elegant gekleidet, war<br />

sie eine aparte Erscheinung. Sie entschuldigte ihren Mann, der erst<br />

zum Abendessen kommen würde. Da sie Berlinerin war wie ich,<br />

ergab sich bald ein guter Kontakt. Bevor sie mir Tee anbot, zeigte<br />

sie mir ihr Haus. Imponierend war die ungewöhnliche Größe des<br />

Wohnraums, vor allem aber die Aussicht. Durch die nach Süden<br />

gelegene große Fensterwand sah man bis zum weit entfernten Horizont<br />

kein Haus, kein einziges Gebäude, nur riesengroße Wiesenflächen,<br />

die von einem Waldrand umsäumt waren.<br />

Auch der Fußbodenbelag, tiefschwarz und so weich und langhaarig<br />

wie das Fell eines großen Bären, ist mir noch in Erinnerung<br />

geblieben. Am meisten aber erstaunte mich, daß um den Tisch, an<br />

dem der Tee serviert wurde, plötzlich aus dem Fußboden geräuschlos<br />

Wände hochkamen und bis zur Decke wuchsen, so daß wir uns<br />

in einem kleinen intimen Salon befanden.<br />

«Mein Mann», sagte Frau Quandt lächelnd, «liebt solche technischen<br />

Spielereien. Davon gibt es noch mehrere in diesem Haus.»<br />

Nach Sonnenuntergang verdunkelte sie das große Zimmer. Durch<br />

einen Knopfdruck legten sich in wenigen Sekunden kostbare schwere<br />

Stoffvorhänge vor die riesige, gebogene Fensterfront, während der<br />

Raum langsam durch verborgene Lichtquellen in weichen Farben<br />

erstrahlte. Für mich war das alles ganz und gar unwirklich, aber ich<br />

hatte das Gefühl, die junge Frau, die hier wie in einem Zauberreich<br />

lebte, war nicht glücklich. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als<br />

ihr Mann etwas verspätet nach Hause kam. Sie ließ mich mit ihm<br />

allein, um, wie sie sagte, die Abendmahlzeit vorzubereiten. Nachdem<br />

wir einen Drink genommen hatten, zeigte mir Quandt seine<br />

technischen «Spielereien», wie seine Frau sie genannt hatte: Elektronische<br />

Anlagen, Filmvorführgeräte und weiteren technischen<br />

Komfort, an den ich mich nicht mehr so genau erinnern kann. Herr<br />

Quandt wirkte abgespannt wie ein überarbeiteter Manager. Über<br />

die Vergangenheit oder Politik fiel kein einziges Wort, auch nicht,<br />

als ich auf den Brief von Hanna Reitsch zu sprechen kam. Er sagte<br />

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