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Obwohl ich als Inhaberin des Olympischen Diploms nach den Regeln<br />

des IOC bis an mein Lebensende bei allen Olympischen Spielen<br />

einen Platz auf der Ehrentribüne beanspruchen kann, was ich damals<br />

noch nicht wußte, wurde ich von keiner deutschen Stelle zu ihren<br />

festlichen Veranstaltungen am Rande der Spiele eingeladen. Um so<br />

mehr freute ich mich über eine Einladung der Amerikanischen Botschaft<br />

in das Münchner «Amerikahaus». Zum ersten Mal seit 1936<br />

traf ich dort Jesse Owens. Ein ergreifendes Wiedersehen. Owens<br />

umarmte und küßte mich. Wir hatten beide feuchte Augen. Einige<br />

Gäste fingen zu klatschen an, dann setzte immer stärker werdender<br />

Beifall ein, der sich bis zu stürmischem Applaus steigerte. Verwirrt<br />

und fast beschämt verließ ich die Veranstaltung.<br />

Von nun an hätte ich mich keinen Augenblick mehr freimachen<br />

können. Von sieben Uhr früh ging es täglich bis nach Mitternacht. Die<br />

Arbeit war schwierig. Nur wenigen Fotografen war erlaubt, den Innenraum<br />

des Stadions zu betreten, aber nur von dort konnte man<br />

wirklich exzellente Sport-Aufnahmen machen. Ich mußte mit anderen<br />

Fotografen im Graben stehen, der rings um das Stadioninnere lief.<br />

Noch schwieriger waren die Aufnahmen von Disziplinen, die in<br />

den Hallen stattfanden, wie Turnen, Basketball, Radfahren, Schwimmen,<br />

Fechten etc. Dafür bedurfte es wegen Platzmangels eines<br />

Sonderausweises. Meist erhielt ich ihn nicht.<br />

Abends fuhr ich zum Presse-Zentrum, wo die Filme entwickelt<br />

werden konnten, und Horst brachte sie sofort zum Flughafen, damit<br />

sie am nächsten Vormittag in London wären. Ich wußte nicht,<br />

ob die Fotos den Erwartungen der Redaktion entsprachen, und war<br />

erleichtert, als Michael Rand mich anrief und mir versicherte, die<br />

Aufnahmen gefielen. Was ich außerdem erfuhr, bedrückte mich: Die<br />

«Sunday Times» war, weil sie mich als Fotografin engagiert hatte,<br />

Angriffen ausgesetzt. In einem Brief an die «Sunday Times», den<br />

die Zeitung veröffentlichte, hatte die Britische Sektion des Jüdischen<br />

Weltkongresses heftigst gegen meine Arbeit protestiert. Die<br />

angegebenen Gründe waren identisch mit denen der Jüdischen Gemeinde<br />

in Berlin. Während mich aber in Berlin niemand verteidigte,<br />

nahm mich die «Sunday Times» in Schutz. In der in «Sunday<br />

Times» ebenfalls veröffentlichten Erwiderung hieß es:<br />

«Wir beauftragten Leni Riefenstahl die Olympischen Spiele 1971 für uns<br />

aufzunehmen, da sie, wie ihre eben eingetroffenen Bilder es beweisen, auf diesem<br />

Gebiet die beste Fotografin in der Welt ist.<br />

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