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er mich: «Wann sind Sie geboren?» ehe ich noch antworten konnte,<br />

sagte er: «Bestimmt im August, Sie können nur im August geboren<br />

sein.»<br />

Ich lächelte und sagte: «Ja, am 22. August 1902.» Er stand auf,<br />

ging in den Raum nach rückwärts hinter einen Vorhang und kam<br />

nach kurzer Zeit zurück.<br />

«Sie haben ein sehr ungewöhnliches Horoskop», sagte er, «wie<br />

lange bleiben Sie noch in Rom?»<br />

«Nur bis heute abend.»<br />

«Das sollten Sie nicht», sagte er unerwartet temperamentvoll,<br />

«Sie müssen unbedingt noch in Rom bleiben.» Myrjan fiel ihm ins<br />

Wort: «Es geht leider nicht, Francesco», sagte sie, «Leni wird in<br />

München erwartet.»<br />

«Einen Augenblick», sagte Waldner und verschwand wieder hinter<br />

dem Vorhang. Dann kam er mit einer kleinen Karteikarte zurück,<br />

ließ sich in den Sessel fallen, vertiefte sich in diese Karte, auf<br />

der ein Horoskop gezeichnet war, und sagte mit großer Bestimmtheit:<br />

«Wenn Sie heute abend abreisen, verlieren Sie eine nie wiederkehrende<br />

Chance. Ich habe hier von einem meiner Kunden ein<br />

Horoskop. Sein Mond liegt auf Ihrer Sonne, die Sterne stehen so<br />

zueinander, daß es eine bessere Partnerschaft nicht geben könnte.<br />

Dieser Mann», fuhr Waldner fort, «ist ein reicher italienischer Geschäftsmann<br />

mit künstlerischen Ambitionen, man könnte sagen,<br />

ein geborener Mäzen. Wenn Sie mit diesem Mann zusammenkommen<br />

könnten, würde sich dies für Sie sehr günstig auswirken.»<br />

Myrjan versuchte, ihn zu unterstützen: «Du solltest es dir wirklich<br />

überlegen. Fast immer ist etwas dran, wenn Francesco sich so<br />

bestimmt äußert. Bleib noch einige Tage, du kannst doch mit deiner<br />

Mutter telefonieren.»<br />

Ich blieb. Am nächsten Vormittag rief Herr Waldner Myrjan an,<br />

«sein» Italiener erwarte mich um fünf Uhr in seinem Büro in der<br />

Via Barberini 3. Er hieß Professore Dott. Ernesto Gramazio und<br />

war österreichischer Generalkonsul in Rom.<br />

Pünktlich war ich dort. Man führte mich durch mehrere modern<br />

eingerichtete Räume, in denen einige Damen und Herren beschäftigt<br />

waren, und bat mich, in dem Büro von Professor Gramazio zu<br />

warten. In diesem Zimmer waren die Wände mit Fotos berühmter<br />

Künstler und Politiker bedeckt, alle persönlich signiert. Noch machte<br />

ich mir keine Hoffnungen und war deshalb auch nicht enttäuscht,<br />

daß ich schon über eine Stunde wartete.<br />

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