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Beide Male geschah dies oben in den von der Sonne glühenden<br />

Felsen. Besonders schmerzhaft verlief die Tätowierung der Frau.<br />

Da ihr ganzer Körper tätowiert wurde, verlor sie, durch Tausende<br />

kleiner Schnitte, sehr viel Blut. Zwei Tage dauerte die Prozedur,<br />

und selbst bei den empfindlichsten Stellen versuchte die Frau, ihren<br />

Schmerz nicht zu zeigen. Nur ein Zucken in ihrem Gesicht<br />

verriet ab und zu, wie sehr sie sich beherrschte. Diese Tätowierung,<br />

die jede Frau über sich ergehen läßt, nachdem sie nach der<br />

Entwöhnung ihres ersten Kindes drei Jahre enthaltsam gelebt hat,<br />

ist eine der wichtigsten kultischen Handlungen der Südost-Nuba.<br />

Hat sie diese Tätowierung überstanden, bleibt die Belohnung nicht<br />

aus. Durch den neuen Schmuck ihrer Narben übt sie eine besondere<br />

Attraktion auf die Nuba-Männer aus und wird in ihrem Dorf wieder<br />

eine begehrte Frau.<br />

Wir wollten einen Ruhetag einlegen, aber wie unter einem Zwang<br />

entschloß ich mich, am Nachmittag nach Nyaro zu fahren. Ein<br />

seltener Glücksfall. Wir kamen mitten in ein Tanzfest hinein, wie<br />

wir es noch nie erlebt hatten. Und niemand hatte es uns verraten.<br />

Die Nuba befanden sich schon in einer solchen Ekstase, daß wir,<br />

solange wir uns nicht unmittelbar unter die Tanzenden mischten,<br />

ungestört arbeiten konnten. Es schien, als beteiligten sich alle jungen<br />

Mädchen von Nyaro an diesem Fest. Die Kämpfer dagegen,<br />

die «Kadundors», saßen bemalt und geschmückt neben den Trommlern<br />

im Innenraum der offenen Rakoba. Mit gesenkten Köpfen ihre<br />

Stöcke umfassend und durch Zittern ihrer Beine mit den Glöckchen<br />

klingelnd, warteten sie auf die Liebeserklärungen der Mädchen.<br />

Die älteren Frauen begleiteten mit ihren Gesängen die wilden<br />

Rhythmen der Tanzenden. Andere Frauen, die mit ihren Töchtern<br />

tanzten, besangen deren Unschuld. Plötzlich legten sie die Mädchen<br />

mit dem Rücken auf den Boden, hoben ihnen die Beine hoch,<br />

spreizten sie, und laut trillernd priesen die Mütter die Jungfräulichkeit<br />

ihrer Töchter. An diesem Tanz dürfen sich außer Kindern<br />

und Müttern nur Jungfrauen beteiligen.<br />

Kein Zweifel, dies war der «Nyertun», das große «Liebesfest»,<br />

von dem uns Tute und Jabor erzählt hatten. Es wird nur einmal im<br />

Jahr gefeiert. Inzwischen hatten die ersten Mädchen es gewagt,<br />

immer näher an die Männer heranzutanzen. Die Erregung steigerte<br />

sich. Wie ein wilder Hexentanz wirkte der Anblick der Tanzenden.<br />

Und nun tanzte ein Mädchen fast körpernah vor einem der Männer,<br />

schwang blitzschnell das Bein über seinen Kopf und legte es<br />

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