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auf mich zukommen würde?<br />

Vor Sendebeginn wurden mir im Studio des WDR meine Gesprächspartner<br />

vorgestellt: Knut Kiesewetter, ein mir nicht bekannter<br />

Liedermacher, und Elfriede Kretschmer, die Arbeiterfrau.<br />

Am Beginn schien alles recht harmlos und friedlich zu sein, aber<br />

das währte nicht lange. Schon nach kurzer Zeit begann mich Frau<br />

Kretschmer zu attackieren. «Ich verstehe nicht», rief sie mir zu,<br />

«daß eine Frau Filme macht, die gegen die ganze Menschheit waren<br />

— das hätte ich nie gemacht.»<br />

Rosenbauer: «Was haben Sie gemacht?»<br />

Frau Kretschmer: «Ich habe gearbeitet.» — Großer Applaus von<br />

der mitgebrachten Claque, die, wie ich erst später erfuhr, mit einem<br />

Omnibus herangebracht worden war und sich mehr oder weniger<br />

als «Ultralinke» fühlte. Ich war bestürzt und ahnte die Falle. Trotzdem<br />

bemühte ich mich, zuerst diese Attacke noch ruhig abzuwehren.<br />

Das konnte nicht gelingen, besonders deshalb nicht, weil ich<br />

keine Hilfe von Herrn Rosenbauer erhielt, dem die Regie dieser<br />

Sendung immer mehr aus den Händen entglitt und der den Redefluß<br />

der Frau Kretschmer, die wie eine kommunistische Wahlrednerin<br />

auftrat, nicht stoppen konnte. Ihre Angriffe wurden immer heftiger.<br />

«Wie kommt man dazu, solche Filme zu drehen, die meiner<br />

Meinung nach Rattenfängerfilme sind?» sagte sie bissig, «ich könnte<br />

das nie in meinem Leben verantworten. Wir Menschen haben ja<br />

schon um dreißig herum gewußt, was wir machen und was die<br />

Umwelt brachte — das können Sie mir glauben, das haben wir<br />

gewußt.»<br />

Nun verlor ich meine Ruhe, das war zuviel. Es begann eine erregte<br />

Diskussion, die von Seiten meiner Gesprächspartner immer aggressiver<br />

wurde.<br />

«Ich bin froh», sagte ich, «wenn wir abbrechen. Ich bin nicht<br />

hier, weil ich wollte, ich wurde gebeten, herzukommen — man<br />

hatte mir versprochen, daß es eine faire und unpolitische Unterhaltung<br />

wird.»<br />

Tatsächlich war es aber ein Verhör vor einem Tribunal. Was ich<br />

auch sagte, es wurde von den drei Leuten, die an der Talkshow<br />

beteiligt waren, überhört und ignoriert. Sie stellten die unglaublichsten<br />

Fragen an mich. Als über den Olympiafilm diskutiert werden<br />

sollte, fragte man mich, warum ich nicht Filme über Behinderte<br />

mache und warum in meinen Olympiafilmen nur schöne, edel gestaltete<br />

Menschen gezeigt werden. Meine Argumente, daß ich die<br />

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