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hatte — 42 Jahre lag das zurück —, hatte sie gebeten, dieses Festival<br />

wegen meiner Anwesenheit nicht zu besuchen. Auch Francis<br />

Ford Coppola und den anderen Künstlern hatte Paul Kohner von<br />

einem Besuch des Festivals abgeraten.<br />

Aber so unglaublich es klingen mag, kein einziger Künstler hatte<br />

sich einschüchtern lassen, sie kamen alle, und noch viel mehr, als<br />

die Festspielleitung erwartet hatte.<br />

In Telluride ging es wie in einem Bienenhaus zu. Der kleine Ort<br />

befand sich wie in einem Fieber. Es gab dort vorzügliche Restaurants,<br />

mit vielsterniger internationaler Küche. Dennoch fühlte ich<br />

mich nicht so recht wohl. Ich hatte erfahren, daß der amerikanische<br />

Jüdische Kongreß an die Veranstalter des Film-Festivals einen scharfen<br />

Protest geschickt hatte, in dem die Einladung an mich verurteilt<br />

und gleichzeitig Francis Coppola und Gloria Swanson aufgefordert<br />

wurden, ihre Teilnahme abzusagen. Es türmten sich gefährliche Wolken<br />

über diesem kleinen, romantisch gelegenen Ort auf. Ich war<br />

sofort bereit abzureisen, aber die Veranstalter ließen es nicht zu,<br />

selbst der jüdische Bürgermeister, Jerry Rosenfeld, bat mich zu<br />

bleiben. Er versicherte mir, alle Sicherheitsvorkehrungen seien getroffen,<br />

um Gewalttätigkeiten zu verhindern. Was sollte ich tun?<br />

Ich fühlte mich todunglücklich, war nervös und voller Unruhe.<br />

Als «Das blaue Licht» im «Sheridan Opera House» über die<br />

Leinwand lief, war gerade Vollmond. Welch ein Zufall, denn in<br />

diesem Film sieht das Dörfchen «Santa Maria» ganz ähnlich aus<br />

wie Telluride, auch im «Blauen Licht» werden die Dächer wie an<br />

diesem Abend in Telluride vom Mondlicht erhellt. Um das Theater<br />

drängte sich eine Menschenmenge. Man führte mich durch einen<br />

Eingang an der Rückseite des Gebäudes hinein, und ich erfuhr, daß<br />

jeder Besucher durch Polizisten auf Waffen untersucht worden sei,<br />

etwas, was ich noch nie erlebt hatte. Man rechnete mit Demonstrationen.<br />

Nichts geschah. Zitternd saß ich in der Loge. Solange der<br />

Film lief, war es mucksmäuschenstill. Als er beendet war und das<br />

Theater sich wieder erhellte brach ungeheurer, nicht endenwollender<br />

Applaus aus. James Card, der Festival-Direktor, überreichte mir<br />

eine Silbermedaille. Al Miller, ein Sprecher des Komitees, sagte,<br />

der Film sei ein ewig dauerndes Testament einer vergangenen großen<br />

Filmkunst, und ein anderes Mitglied fügte begeistert hinzu, es<br />

gebe keine Droge, die stärker wirken könne als dieses Werk. Ein<br />

noch größerer Beifall wurde am nächsten Tag dem «Olympiafilm»<br />

zuteil. Da gab es stehende Ovationen.<br />

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