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längere Zeit untersagt.<br />

Wahrscheinlich hatte ein Brief von Geyer, den ich in München<br />

vorfand, diesen Zusammenbruch herbeigeführt. Er enthielt die<br />

Wahnsinnsnachricht, daß die einzige richtig entwickelte und unersetzbare<br />

ER-Proberolle, das Hauptbeweisstück für einen eventuellen<br />

Rechtsstreit, und anderes Originalfilmmaterial endgültig nicht<br />

mehr auffindbar seien. Nun wußte ich, warum Geyer in die nach<br />

Köln gesandte Kopie Teile meiner zerräderten Arbeitskopie eingesetzt<br />

hatte, weil sie die Originale dieser Aufnahmen nicht mehr<br />

finden konnten. Für mich mehr als ein Schock — eine Tragödie.<br />

Aber wie sooft in meinem Leben, wo sich Höhen und Tiefen<br />

abwechselten, gab es immer wieder einen Lichtblick, der mich hoffen<br />

ließ, so war es auch diesmal. Als Rudi und Ursula Weistroffer<br />

in Khartum von meiner Erkrankung erfuhren, luden sie mich sofort<br />

zu sich ein. Sie wußten, wie wohl ich mich bei ihnen fühlte und wie<br />

gesund ich immer in Afrika wurde.<br />

Ehe ich aufbrach, bekam ich noch überraschend einen Besuch<br />

von Albert Speer und seiner Frau Margarete. Speer war erst vor<br />

einigen Wochen nach zwanzigjähriger Haft aus Spandau entlassen<br />

worden. Er war der einzige, mit dem mich aus der Zeit des Dritten<br />

Reiches je eine Freundschaft verband. Deshalb berührte es mich,<br />

als ich nur wenige Tage nach seiner Entlassung aus dem Spandauer<br />

Gefängnis diesen Brief erhielt:<br />

8. 10. 1966<br />

Liebe Leni Riefenstahl,<br />

unsere langjährige Freundschaft, die in Gedanken auch nicht<br />

durch die Gefangenschaft unterbrochen wurde, erfordert, wie ich<br />

fühle, nun einen betonenden Schritt. Ich dachte mir aus, daß wir<br />

doch nun «Du» zueinander sagen könnten? Mitte November bin<br />

ich mit meiner Frau in München. Da rufe ich an. Ich freue mich<br />

sehr auf ein Wiedersehen und grüße Dich herzlichst —<br />

Dein Albert Speer<br />

Obwohl ich mich auf das Wiedersehen freute, bedrückte es mich<br />

zugleich. Ich fürchtete, einem gebrochenen, vergrämten alten Mann<br />

zu begegnen. Wie überrascht aber war ich, als er in der Tengstraße<br />

vor mir stand. Ungebrochen und mit dem gleichen durchdringenden<br />

Blick war er der Mann geblieben, den ich von früher kannte — nur<br />

älter geworden. Wie war das nur möglich? Ich konnte das kaum<br />

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