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Wiedersehen mit den Nuba<br />

Eine Stunde vor Mitternacht kamen wir in Tadoro an. Der Wagen<br />

hielt unter «meinem» Baum. In weniger als zwei Tagen hatte der<br />

Deutsche es geschafft — eine anerkennenswerte Leistung — mit<br />

diesem alten VW-Bus. Es war totenstill, nur einige Hunde bellten.<br />

Meine Begleiter legten sich todmüde schlafen, der Deutsche im<br />

Wagen, der Engländer in seinem winzigen Zelt. Ich stellte mein<br />

altes Klappbett dort auf, wo es vor zwei Monaten gestanden hatte.<br />

Die Strohhütte, welche die Nuba, nur wenige Meter von dem<br />

Baum entfernt, gebaut hatten, war nicht mehr da.<br />

Während ich mit meinem Gepäck beschäftigt war, vernahm ich<br />

Stimmen. Gestalten konnte ich noch nicht erkennen. Sollten dies<br />

meine Nuba sein? Plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, standen<br />

sie vor mir, und nun hörte ich sie rufen: «Leni — Leni, giratzo!»<br />

(Leni ist zurückgekommen.)<br />

Sie umringten mich, drückten mir die Hände, weinten und lachten.<br />

Erst wenige, dann wurden es mehr und mehr. Die Männer und<br />

Frauen umarmten mich, die Kinder zupften an meiner Kleidung,<br />

der Jubel war unbeschreiblich. Ich war glücklich, überglücklich. So<br />

hatte ich mir das Wiedersehen gewünscht, aber es übertraf meine<br />

Vorstellung. Nach wenigen Minuten kamen Natu und Alipo, Tukami,<br />

Napi und Dia. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht von<br />

meiner Rückkehr verbreitet.<br />

Von meinen Nuba-Freunden geführt, stiegen wir noch in dieser<br />

Nacht über einen Felsweg zum Haus von Alipo und setzten uns<br />

vor dem Eingang auf den Steinen nieder. Alipos Frau brachte einen<br />

großen Topf Marissa. Mir war, als wäre ich in meine Heimat zurückgekehrt.<br />

Die Nuba wollten wissen, wie lange ich bleiben würde,<br />

wer die beiden Fremden wären und ob ich in «Alemania»<br />

gewesen war. Da sie Deutschland schwer aussprechen konnten,<br />

habe ich, wenn sie mich nach meiner Heimat fragten, immer<br />

«Alemania» gesagt. Wir lachten und redeten, bis ich müde wurde.<br />

Dann brachten sie mich wieder zu meinem Lagerplatz.<br />

Am nächsten Morgen waren meine Begleiter seltsam schweigsam.<br />

Nachdem der Deutsche mir mein Frühstück gegeben hatte,<br />

Tee, Brot und Marmelade, sagte er mit steinerner Miene: «Wir<br />

können hier nicht vier Wochen bleiben, wir müssen schon in weni-<br />

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