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lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt waren. Ihre Taten sollen<br />

sie ausschließlich aus Eifersucht begangen haben, einige sollten begnadigt<br />

werden. Todesstrafe kannte der Sudan nicht. Die meisten<br />

der Gefangenen waren mit Handarbeiten beschäftigt: Die Frauen<br />

stellten Sachen aus Stroh her, die Männer machten Schnitzereien<br />

aus Elfenbein und Tierhörnern. Mit Hilfe eines Dolmetschers durften<br />

wir uns mit ihnen unterhalten. Anscheinend ertrugen sie ihr<br />

Schicksal mit Gelassenheit.<br />

Nach sieben Tagen, in denen wir verschiedene Dinka-Dörfer besuchten,<br />

verließen wir Wau. Mich machte die oft unerträgliche Hitze<br />

zum ersten Mal etwas afrikamüde. Wir sehnten uns nach unserer<br />

Heimat, nach Wäldern und grünen Wiesen, nach Kühle — aber<br />

auch nach unserer Küche.<br />

Noch war unsere Reise nicht zu Ende. Equatoria, die südlichste<br />

der Sudan-Provinzen, stand noch auf dem Programm. Dort sollte<br />

es zu den schwersten Unruhen und Kämpfen gekommen sein. Gegen<br />

Wau war Juba eine tote Stadt, und hier spürte man auch die<br />

Gegenwart der vergangenen Unruhen. Wir durften hier nie, wie<br />

bisher, allein fahren, immer wurden wir von zwei Polizisten begleitet.<br />

Nach Torit, der letzten Station unserer Reise, erhielten wir<br />

einen besonders starken Begleitschutz, wir mußten sogar unsere<br />

Reise in einem gepanzerten Armeetransporter fortsetzen. Mehrere<br />

Amphibien-Panzer und Armee-Lastwagen, die mit bewaffneten Soldaten<br />

besetzt waren, begleiteten uns. Ich muß gestehen, mir wurde<br />

unbehaglich zumute, besonders dann, als ich nach einigen Stunden<br />

in einen kleinen Panzer umsteigen mußte. Wir fuhren durch eine<br />

hügelige Berglandschaft, wie ein Dschungel dicht mit tropischen<br />

Pflanzen bewachsen. Ich konnte mir gut vorstellen, was es hieß,<br />

gegen einen in diesem dichten Gebüsch verborgenen Gegner kämpfen<br />

zu müssen. Ohne Zwischenfälle kamen wir nach Torit, dem<br />

Sitz des Hauptquartiers der Armee. Ein ungewöhnliches Entgegenkommen,<br />

daß wir diesen Platz besuchen durften. Er war das Zentrum<br />

der Kämpfe gewesen.<br />

Wir waren Gäste des noch ziemlich jungen Armeechefs, der mit<br />

großer Offenheit meine Fragen zu den Unruhen in diesem Gebiet<br />

beantwortete. Wir diskutierten bis in die Nacht hinein. Zum ersten<br />

Mal erhielt ich einen Einblick in die fast unlösbaren politischen,<br />

ethnologischen und religiösen Probleme zwischen Nord- und Südsudanesen.<br />

Man muß mit beiden Seiten gesprochen haben, um sich<br />

ein zutreffendes Bild machen zu können.<br />

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