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Als ich die ersten Nuba-Häuser in den Felswänden erblickte,<br />

bekam ich Herzklopfen. Wie würden sie uns nach fünfjähriger Abwesenheit<br />

empfangen — würden sie noch alle da sein? Natu, Alipo,<br />

Tukami und Gumba? Da hörte ich auch schon Kinderstimmen:<br />

«Leni basso, Leni basso» — Leni kommt zurück.<br />

Im Vorbeifahren sah ich kleine Mädchen, die uns, im gelben Stroh<br />

stehend, zuwinkten. Dann sah ich meinen großen Baum, unter dem<br />

ich immer mein Lager aufgeschlagen hatte. Kaum stand der Wagen,<br />

kamen sie angelaufen. Mit ihren scharfen Augen hatten sie uns von<br />

den Felsen aus entdeckt. Hände streckten sich uns entgegen, und<br />

immer wieder hörte ich sie rufen: «Leni basso, Leni basso.»<br />

Ich hatte ja schon bei meinem letzten Besuch gesehen, wie sehr<br />

sie sich und ihre Welt verändert hatten, aber der Anblick, der sich<br />

uns dieses Mal bot, war viel schlimmer. Waren das «meine» Nuba?<br />

Kaum konnte ich Spuren entdecken, wie sie einmal ausgesehen<br />

haben. Ich versuchte meine Enttäuschung zu verbergen — sie sollten<br />

nicht merken, wie sehr mich ihr Anblick schmerzte. Auch Horst<br />

war fassungslos.<br />

Zerstörtes Paradies<br />

Schon nach kurzer Zeit hatten wir nur einen einzigen Wunsch,<br />

sobald als möglich wieder abzureisen. Das Schlimmste war, daß<br />

wir durch die Nuba, die nach wie vor lieb und zutraulich waren, so<br />

stark in Ansprach genommen wurden, daß wir nicht eine Minute<br />

mehr zur Ruhe kamen. Wie ein Bienenschwarm waren sie um uns,<br />

und bei aller Liebe war das zu anstrengend. Früher äußerten sie nie<br />

Wünsche — das hatte sich radikal geändert. Allerdings betraf das<br />

nicht unsere alten Freunde, die waren trotz ihrer zerlumpten Kleidungsstücke<br />

dieselben geblieben, aber die anderen, die zu Hunderten<br />

aus den Nachbarsiedlungen herbeiströmten, um uns zu begrüßen,<br />

hatten tausend Wünsche, die wir unmöglich alle je hätten erfüllen<br />

können: Medikamente, Wundbehandlungen, Tabak, Perlen, Hemden,<br />

Hosen, Batterien, Sonnenbrillen usw. Selbst nachts kamen wir<br />

nicht zur Ruhe. Außerdem machte uns eine kaum zu ertragende<br />

Hitze schwer zu schaffen. Um Mitternacht waren es noch über 40<br />

Grad, und wo die Sonne hinkam, war es so heiß, daß man kaum<br />

etwas berühren konnte. Hinzu kamen so starke Sturmwinde, daß<br />

durch die Staubwolken kaum etwas zu sehen war, selbst die Sonne<br />

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