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Als Gloria Swanson am nächsten Tag von einem Reporter gefragt<br />

wurde, was sie von den Kontroversen halte, die meinetwegen<br />

die Gemüter bewegten, antwortete sie brüsk: «Warum — läßt sie<br />

eine Naziflagge wehen? Ich dachte, Hitler ist tot.»<br />

Auch Francis Ford Coppola zeigte mir seine Sympathien. Er lud<br />

mich zu einem Dinner und nach San Francisco ein, wo er mit dem<br />

Schneiden seines Films «Godfather II» beschäftigt war. Ihn interessierte<br />

meine Schnitt-Technik. Die Stunden mit diesem genialen Regisseur,<br />

der damals wie ein großer Teddybär aussah, waren für<br />

mich ein Erlebnis, denn wir sind beide filmbesessen.<br />

Da waren noch andere Künstler, die mich anzogen, so Dusan<br />

Makavejev, dessen ungewöhnlicher Sexfilm «Sweet Movie» seine<br />

Uraufführung in Telluride erlebte. Obgleich kaum größere Gegensätze<br />

als die zwischen diesem hochbegabten jugoslawischen Regisseur<br />

und mir denkbar sind, schlug er mir eine Zusammenarbeit vor.<br />

Das Festival wurde ein großer Erfolg, die Mühen der Veranstalter<br />

hatten sich gelohnt. Obgleich ich jeden Grund hatte, zufrieden,<br />

ja sogar glücklich zu sein, war ich es nur mit halbem Herzen. Die<br />

immer wieder laut werdenden Anschuldigungen belasteten mich sehr.<br />

Obgleich nur acht junge Leute als Demonstranten erschienen waren,<br />

auf deren Spruchtafel zu lesen war, daß ich durch meinen Film<br />

«Triumph des Willens» von 1934 an den Millionen Toten in den<br />

deutschen Konzentrationslagern mitschuldig sei, trafen mich diese<br />

Vorwürfe immer wieder von neuem. Nach all den Ungeheuerlichkeiten,<br />

die über mich seit Jahrzehnten verbreitet werden, kann ich die<br />

Demonstrationen und Proteste junger Menschen verstehen. Im Gegensatz<br />

zu meinem Heimatland finde ich draußen Freunde und auch<br />

Unbekannte, die mir dann zur Seite stehen. So tief mich der Erfolg<br />

in Telluride auch bewegt hat, so war mir dort endgültig klargeworden,<br />

daß ich die Schatten der Vergangenheit nie mehr los werde —<br />

aber ich habe die Kraft gefunden, mich mit diesem Schicksal ohne<br />

Bitterkeit abzufinden.<br />

Nach Telluride sollte ich in Chicago an dem Festival «Films by<br />

Women» teilnehmen, zu dem ich ebenfalls als Ehrengast von den<br />

Präsidentinnen Laurel M. Ross und Camille Cook eingeladen war.<br />

Auch bei diesem von Frauen veranstalteten Festival sollte «Das<br />

blaue Licht» gezeigt werden. Da ich befürchtete, es würde in Chicago<br />

zu den gleichen Kontroversen wie in Telluride kommen, sagte<br />

ich meine Teilnahme, so schwer es mir auch fiel, ab.<br />

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