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lich waren wir am Rande der Erschöpfung. Von Ortschaft zu Ortschaft<br />

überlegten wir, was wir tun sollten — wir konnten nicht<br />

mehr. Kurz vor dem Gardasee fanden wir für anderthalb Stunden<br />

Schlaf ein kleines Hotel.<br />

Nachts um halb vier ging es weiter — es wurde hell. Die Straße<br />

war eisfrei, zum ersten Mal konnten wir ein gutes Tempo vorlegen,<br />

wir hofften doch noch unser Ziel zu erreichen. Es war ein Fahren<br />

nach der Uhr. Da platzte siebzig Kilometer vor Genua ein Reifen<br />

des Anhängers. Als Horst das Werkzeug herausholte, kullerten die<br />

Konservenbüchsen, die wir in aller Eile im letzten Moment noch in<br />

den Anhänger verteilt hatten, über die Autobahn. Während Horst<br />

fieberhaft den Reifen wechselte, sammelte ich die Dosen auf. Die<br />

Minuten des Reifenwechsels waren nicht mehr aufzuholen. Wir<br />

konnten nur noch auf Glück hoffen.<br />

Als wir in Genua ankamen, ahnte ich schon das nächste Hindernis.<br />

Wie sollten wir in diesem riesengroßen Hafen zum richtigen<br />

Kai durchfinden? Wir wurden von einer Hafengegend in die andere<br />

geschickt. Ich fragte Hafenarbeiter, Polizisten — niemand konnte<br />

uns Auskunft geben. Der Verladetermin war bereits um eine Stunde<br />

überschritten. In meiner Verzweiflung packte ich einen Italiener am<br />

Arm und versuchte, ihm mit Gesten klarzumachen, er sollte mit<br />

uns kommen. Der schaute mich an, als wäre ich nicht ganz richtig<br />

im Kopf. Ich zeigte auf meine Uhr und auf den Hafen — er schüttelte<br />

nur den Kopf und ging fort. Ich lief ihm nach. Vor einem Haus<br />

hielt er an und machte Zeichen, daß er wiederkommen würde. Ich<br />

wartete und wartete — es erschien mir wie eine Ewigkeit. Als er<br />

zurückkam, erkannte ich ihn zuerst nicht — er war in Uniform, ein<br />

Polizist, ein liebenswürdiger Mann, der nun bereit war, uns zu<br />

unserem Schiff zu bringen. Es war irre. Wir mußten noch durch<br />

einen Teil der Stadt fahren, und die Zeit lief — der Uhrzeiger<br />

rannte — schließlich erblickten wir das Schiff, unsere «Cynthia»<br />

— sie lag noch im Hafen. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung<br />

aus — nach dieser Wahnsinnsfahrt.<br />

Der Kapitän erklärte sich bereit, uns noch mitzunehmen, Zollund<br />

Verladeformalitäten waren schnell erledigt, dann war es soweit.<br />

Wir hatten es geschafft — fast. Als die Männer, die Landrover und<br />

Anhänger verladen sollten, sahen, wie sie überladen waren, schüttelten<br />

sie den Kopf und winkten ab. Ich verstand erst nicht, was<br />

sie meinten, dann sagte der Kapitän, das Fahrzeug sei zu schwer,<br />

und sie hätten nicht so starke Seile, um es auf Deck zu hieven. Wie<br />

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