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Speer griff und den englischen Beamten tötete. Er wußte, daß er<br />

diese Tat mit dem Leben bezahlen mußte.<br />

Ich war allein unterwegs, hatte mich verfahren und kurvte ziemlich<br />

ratlos in der Gegend herum. Da sah ich am Horizont zwei<br />

Masai mit Speeren und Schildern auftauchen. Ich fuhr auf sie zu<br />

und fragte nach dem Weg, törichterweise in Englisch, worauf der<br />

eine zu meiner Überraschung in einwandfreiem Englisch antwortete.<br />

Verblüfft fragte ich: «Wie kommt es, daß Sie so gut englisch<br />

sprechen?»<br />

«Ich habe es in der Schule gelernt.»<br />

«Auf welcher Schule?»<br />

«In Nairobi, dann in London.»<br />

«Was haben Sie in London gemacht?»<br />

«Meinen Doktor. Ich bin Lehrer.»<br />

Ich war sprachlos. Der Masai sah aus wie aus einem Bilderbuch<br />

der Ethnologie.<br />

«Warum sind Sie denn hier in diesem Aufzug?»<br />

Da sagte er lächelnd: «I like to be a Masai» — ich möchte ein<br />

Masai sein.<br />

Nicht alle Masai haben die Fähigkeit, das Alte zu bewahren und<br />

das Neue in ihr Leben zu integrieren. Zum Abschluß meiner drei<br />

Monate dauernden Fotosafari durch die Masai-Gebiete Kenias und<br />

Tanganjikas erlebte ich ein seltenes Fest mit, eine Zeremonie, die<br />

nur alle fünf bis sechs Jahre einmal zelebriert wird. Bei diesem<br />

werden Jünglinge, die zu «Moranis» geweiht werden, beschnitten<br />

und den älteren, deren Zeit als «Morani» beendet war, die Zöpfe<br />

abgeschnitten. Es ist ein Liebesfest. Drei Tage tanzten junge Mädchen<br />

und Moranis, nicht nach Musik, sondern nach rhythmischen<br />

Gesängen. Viel Honigbier wurde getrunken, und das Fest artete in<br />

Sexorgien aus. Noch bevor es beendet war, verließen wir es. Was<br />

ich gesehen und aufgenommen hatte, war ungewöhnlich. Meine<br />

Filme waren bis aufs letzte Bild belichtet. Benommen von allem,<br />

was wir erlebt hatten, kehrten wir nach Nairobi zurück. Dort verließ<br />

ich den Prinzen, den sympathischsten aller meiner Reisebegleiter.<br />

Vor dem Abflug verbrachte ich einige Tage in Malindi am Indischen<br />

Ozean. Der weite, herrliche Strand war menschenleer und ich<br />

im «Lawfords-Hotel» der einzige Gast. Die wunderbare Bucht mit<br />

den großen Wellen, die es, unabhängig vom Wind, immer dort gab<br />

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