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war, nahm ein Weinglas und schmiß es auf den Boden. Ich versuchte,<br />

ihn zu besänftigen. Inzwischen war der Geschäftsführer erschienen,<br />

hatte die überstrenge Empfangsdame weggeschickt und beschwörend<br />

versucht, sich bei Mick zu entschuldigen. Der schwankte eine<br />

Weile und entschloß sich mit verfinstertem Gesicht zu bleiben. Faye<br />

und Anni, deren Kleiderröcke, wenn man sie auseinanderfaltete,<br />

tatsächlich als Hosenkleider gelten konnten, was dem scharfäugigen<br />

Cerberus nicht entgangen war, verschwanden tatsächlich, um sich<br />

umzuziehen. Natürlich war der Abend verdorben, und trotz Kaviar,<br />

Hummer und Champagner kam keine Stimmung mehr auf.<br />

Am kommenden Tag kam ich mit mehreren amerikanischen Filmleuten<br />

und Künstlern zusammen. Wir hatten herrliches Herbstwetter.<br />

Fast konnte man in Sommerkleidung gehen. Diese Stadt ist toll<br />

und zieht einen an wie ein Moloch. Turbulent und faszinierend,<br />

was ich in den wenigen Tagen in New York erlebte. Die unvorstellbaren<br />

Gegensätze von Armut und gigantischem Reichtum, von atemberaubender<br />

Architektur und der Trostlosigkeit der Bronx, die<br />

unzähligen Luxus-Restaurants und Schaufenster voll von Kostbarkeiten<br />

jeder Art, das alles erzeugte eine erregende Spannung.<br />

Fast jede Stunde hatte ich eine neue Verabredung, die mir wichtig<br />

erschien. Vor allem waren es die Unterredungen mit Richard Meran<br />

Barsam, Professor an der «New York University», der über meine<br />

Filme ein Buch schrieb, oder die Bekanntschaft mit Sidney Geffen,<br />

Besitzer eines der großen Lichtspielhäuser, das Carnegie Hall Cinema,<br />

der mich in ein tschechisches Lokal führte zum besten Entenbraten,<br />

den ich je gegessen habe. Nicht weniger interessant war das<br />

Zusammentreffen mit Peter Beard, dem bekannten Afrika-Schriftsteller<br />

und Fotografen, ein Freund von Mick und Bianca, der uns<br />

auf seine Farm nach Nairobi einlud. Dann wollte mich mein Verleger<br />

sehen und von «Camera Three» Stephan Chodorov und John<br />

Musilli, die den Fernsehfilm über mich gemacht hatten. Dann die<br />

Stunden mit Jonas Mekas, dem «Papst» des künstlerischen Films,<br />

der in seinem Kunstfilmtheater Filme in technisch maximaler Qualität<br />

zeigt und auch meine Filme vorführen wollte. All das war<br />

ungeheuer aufregend und verheißungsvoll, aber wir hatten schon<br />

Oktober, und im November wollte ich schon bei den Nuba von<br />

Kau sein.<br />

Ich hatte großes Glück, ausgerechnet hier in New York den sudanesischen<br />

Außenminister Dr. Mansour Khalid zu treffen. Wir trafen<br />

uns in der «Factory» von Andy Warhol, mit dem ich verabredet<br />

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