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großes Ereignis. Am frühen Morgen setzte sich, ausgenommen Kinder<br />

und alte Leute, die ganze Hügelgemeinschaft von Tadoro in<br />

Bewegung, geschmückt mit Perlen, Asche, Fellschmuck und Kalebassen,<br />

welche die Ringkämpfer meist rückwärts an ihre Gürtel<br />

banden. Dem Zuge wurde die Fahne des Dorfes vorangetragen, das<br />

Ende beschlossen die Frauen, auf ihren Köpfen die schweren Töpfe<br />

mit Wasser und Marissebier balancierend. An einem großen<br />

Ringkampffest nahmen etwa viertausend Nuba teil, wobei sie Strekken<br />

bis zu fünfzig Kilometern zurücklegten.<br />

Den Beginn der Kämpfe leiteten kultische Handlungen ein. Die<br />

Ringkämpfer stampften auf den Boden, stießen dumpfe Laute aus,<br />

mit, denen sie die Rufe der Stiere imitierten, und bewegten im Tanz<br />

die Hände, besser gesagt die Finger, mit einer Geschwindigkeit, wie<br />

große Insekten ihre Flügel. Näherten sich die Ringkämpfer tanzend<br />

und brüllend dem Kampfplatz, gerieten die Zuschauer in Ekstase.<br />

Die Nuba nennen das «kaduma norzo», zu deutsch: die Ringkämpfer<br />

«heulen». In diesem Stadium inkarnieren sie sich mit ihren Rindern<br />

— ein uraltes Nuba-Ritual.<br />

Je länger die Kämpfe dauerten, um so leidenschaftlicher wurden<br />

sie. Manche dauerten nur Sekunden, andere mehrere Minuten. Wenn<br />

die Zuschauer zu nahe an die Kämpfenden herankamen und dadurch<br />

den Kampf behinderten, drängten Schiedsrichter sie mit<br />

Rutenzweigen zurück. In solchen Augenblicken war es so gut wie<br />

unmöglich zu fotografieren, erst, wenn die Sieger auf den Schultern<br />

aus dem Ring getragen wurden, konnte ich mit etwas Glück einige<br />

Bilder bekommen.<br />

Abschied<br />

Viel zu schnell kam der Tag, an dem ich mich von den Nuba<br />

trennen mußte. Die Nansen-Gruppe konnte nicht länger als sieben<br />

Wochen in Tadoro bleiben, und da ich weder ein Fahrzeug noch<br />

eine eigene Expeditionsausrüstung besaß, mußte ich mich notgedrungen<br />

von meinen schwarzen Freunden trennen. Der Abschied<br />

war schwer. Als die Wagen langsam anfuhren, liefen sie uns nach,<br />

ich schüttelte ihnen zum letzten Mal die Hände und rief ihnen zu:<br />

«Leni basso, Leni robrära» (Leni kommt in zwei Jahren zurück).<br />

Ich glaubte nicht an meine Worte, ich wollte ihnen nur eine letzte<br />

Freude bereiten.<br />

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