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Kopien angefertigt werden.»<br />

«Ich besitze wichtige Bescheinigungen vom Amerikanischen<br />

Hauptquartier der VII. Armee und von Colonel Andrieu. Ich werde<br />

sie Ihnen zeigen, aber», sagte ich, «was haben Sie für Motive, sich<br />

so für mich einzusetzen?»<br />

Desmarais schmunzelnd: «Nun, ich bin Geschäftsmann, ich möchte,<br />

daß Sie den ‹Tiefland›-Film für mich fertigstellen und daß wir<br />

uns den Gewinn dann teilen ...»<br />

«Ach», unterbrach ich ihn in euphorischer Stimmung, «wenn ich<br />

nur meine Freiheit wiederbekäme, das Geld ist mir gleichgültig. Sie<br />

können alles haben.»<br />

«Sie werden sehr viel verdienen, der Film ist phantastisch, ich<br />

habe mir die Rollen mehrere Male angesehen.»<br />

«Haben sie denn die finanziellen Möglichkeiten, den Film fertigzustellen?»<br />

fragte ich.<br />

«Das ist kein Problem, wichtig ist, daß sobald als möglich Ihre<br />

Haft beendet wird und wir die Rückgabe Ihres beschlagnahmten<br />

Eigentums erreichen. Daß Sie aus der Anstalt entlassen wurden,<br />

verdanken Sie auch Professor Dalsace, der schon seit einiger Zeit<br />

für Sie tätig ist.»<br />

Impulsiv sprang ich auf und umarmte Monsieur Desmarais stürmisch,<br />

der mir zuerst gar nicht so sympathisch gewesen war, küßte<br />

ihn auf beide Wangen und sprang vor Freude wie wild im Zimmer<br />

herum. Beim Abschied sagte er, daß wir bald von ihm hören würden.<br />

Ich sollte schnellstens die Unterlagen schicken und vor allem<br />

Schweigen bewahren.<br />

In dieser Nacht fand ich keinen Schlaf. Die Freude war zu groß,<br />

es war alles so unwirklich, zu phantastisch, um wahr zu sein. Aber<br />

ich hatte nun etwas, an das ich mich mit meinen Hoffnungen klammern<br />

konnte. Mein Stimmungsumschwung übertrug sich auch auf<br />

meine Mutter und Hanni. Wir lebten alle auf und warteten sehnsüchtig<br />

auf Nachrichten aus Paris. Ein neuer Lebensabschnitt schien<br />

begonnen zu haben.<br />

Schon eine Woche später kam von Desmarais der erste Brief. Er<br />

bat dringend um meine eidesstattliche Erklärung und um die notariell<br />

beglaubigten Papiere. Auch erhielten wir von ihm ein Paket mit<br />

Schokolade, Zucker und Medikamenten. Dann hörten wir längere<br />

Zeit nichts mehr. Ich fürchtete schon, daß alles wieder wie eine<br />

Seifenblase zerplatzen würde.<br />

Es fielen die ersten Flocken — der zweite Winter, den wir in<br />

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