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war durch anonyme Anrufe gezwungen worden, den Film abzusetzen,<br />

andernfalls das Theater in Brand gesteckt werden würde. Ähnliche<br />

anonyme Drohungen erhielt auch ich. Wenn ich auch Morddrohungen<br />

nicht unbedingt ernst nahm, so verließ ich doch bestürzt<br />

und bitter enttäuscht Berlin, die Stadt der Olympischen Spiele. Es<br />

traf mich tief, daß ich dies in meiner Heimatstadt erleben mußte.<br />

Dagegen wurde die Sendung der BBC ein sensationeller Erfolg.<br />

Stephan Hearst, einer ihrer leitenden Männer, schloß seinen begeisterten<br />

Brief mit dem Satz: «Der Olympiafilm wird ein Meilenstein<br />

in der Geschichte des Films bleiben.» Norman Swallow,<br />

Executive-Producer der BBC, schrieb: «Was ist die Schuld von<br />

Leni Riefenstahl? Daß Hitler sie bewundert hat.»<br />

Der Trubel, in den ich vor Beginn der Spiele in München geriet,<br />

ließ mich kaum noch zur Besinnung kommen. Genaugenommen<br />

hätte ich mich nur noch mit den neuen Kameras beschäftigen müssen,<br />

um meiner Aufgabe gerecht zu werden. Leitz hatte mir seine<br />

neuesten Leicaflex-Kameras zur Verfügung gestellt, aber jeder Tag<br />

brachte andere Verpflichtungen. Am bemerkenswertesten hielt ich<br />

das Angebot eines 60-Minuten-Films über mich, den das Britische<br />

Fernsehen beabsichtigte, mit Norman Swallow als Produzent und<br />

Colin Nears als Regisseur. Die Arbeit mit ihnen war eine Freude.<br />

Wir durchstöberten mein Archiv und saßen stundenlang im<br />

Schneideraum, um Szenen aus alten Filmen auszuwählen. Ausruhen<br />

konnte ich mich nach dieser Arbeit nicht. Inzwischen wartete<br />

Professor von Hanwehr, der mit seinen Studenten aus Los Angeles<br />

gekommen war. Sie wollten mit mir reden und meine Filme sehen.<br />

Diese jungen Leute waren so sympathisch und so begeisterungsfähig,<br />

daß ich gern mit ihnen beisammen war. Daneben sollte ich mich<br />

für Rolf Hädrich freimachen, der für seine Verfilmung von Thomas<br />

Wolfes Roman «Es führt kein Weg zurück» Aufnahmen aus meinen<br />

Olympiafilmen auswählen und mich außerdem für die Mitwirkung<br />

an seinem Film gewinnen wollte. So sehr ich Hädrich als Regisseur<br />

schätze und so sympathisch er mir als Mensch ist, zögerte ich<br />

doch sehr, zu Aufnahmen nach Berlin zu gehen. Ich wollte mich<br />

nicht noch einmal Diffamierungen und Drohungen, wie ich sie vor<br />

ein paar Wochen erlebt hatte, aussetzen. Auch Will Tremper, der<br />

mich mit Hädrich zusammengebracht hatte, versuchte, mich umzustimmen.<br />

Als ich erfuhr, Joachim Fest und Albert Speer wirkten<br />

ebenfalls mit, sagte ich schließlich zu.<br />

Der Film, den Hädrich für den NDR machte, spielt während der<br />

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