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das Glück, im richtigen Augenblick die Wahrheit nachweisen zu<br />

können.<br />

Meine schwarzen Freunde<br />

In Deutschland arbeiten war hoffnungslos, und ins Ausland gehen<br />

— dafür war ich nicht mehr jung genug. Meine Gedanken und<br />

Wünsche kreisten ausschließlich um meine Nuba. Sie hatten mir<br />

durch ihre Zuneigung viele glückliche Stunden geschenkt. Mein<br />

Wunsch, wenn möglich für immer unter ihnen zu leben, wurde<br />

immer stärker. Aber das waren Illusionen, Wunschträume — die<br />

Wirklichkeit sah anders aus. Wir hatten großes Glück gehabt, daß<br />

wir trotz der Unruhen im Sudan so ungestört dort arbeiten konnten.<br />

Das ging mir durch den Kopf, als durch Presse und Rundfunk<br />

bekannt wurde, daß Bernhard Grzimek, der große Tierforscher und<br />

Zoologe, im südlichen Sudan verhaftet und ins Gefängnis von Khartum<br />

eingeliefert worden war. Man hatte ihn der Spionage verdächtigt,<br />

weil sein Flugzeug, aus Kenia kommend, im Sudan notlanden<br />

mußte. Auch dieser Vorfall zeigte, wie riskant es war, sich im tiefsten<br />

Innern des Sudan aufzuhalten und dort zu filmen. Trotzdem<br />

zog es mich unwiderstehlich in diese Welt.<br />

Freunde versuchten, mir dies auszureden. Als sie merkten, daß<br />

ich es ernst meinte, appellierten sie an meine Vernunft. Ich hatte<br />

aber keine Lust, vernünftig zu sein oder darüber nachzudenken, ob<br />

ich bei meinen schwarzen Freunden eventuell krank werden könnte.<br />

Ausgeschlossen war das selbstverständlich nicht, ich hatte es<br />

auch einkalkuliert. Und sollte es gefährlich werden, würde mir das<br />

Sterben bei meinen Nuba leichter fallen als hier in der Großstadt, in<br />

der ich sehr einsam lebte. Ich liebte diese Menschen, und es war<br />

schön, sie zu beobachten. Ihre Fröhlichkeit, die trotz großer Armut<br />

so ausgeprägt war, wirkte ansteckend. Wie gut verstand ich Albert<br />

Schweitzer, den Theologen und Orgelspieler, der Tropenarzt geworden<br />

war.<br />

Über Juma Abdallah, einem Masakin-Nuba, einem der ganz wenigen,<br />

die es geschafft hatten, die englische Sprache zu erlernen,<br />

und der als Lehrer in der Schule von Rheika sudanesische Kinder<br />

unterrichtete, war ich in ständiger Verbindung mit meinen Nuba-<br />

Freunden. Ich hatte ihm Briefumschläge mit meiner Adresse gegeben<br />

und Briefmarken, so daß ich mindestens zweimal im Monat<br />

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