09.01.2013 Aufrufe

Untitled

Untitled

Untitled

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ich war so erschüttert, daß ich meine Hände vors Gesicht hielt,<br />

um meine Tränen zu verbergen. Nach einer Pause setzte der Sudanese<br />

hinzu: «Als ich dann in Bad Godesberg erfuhr, wie sehr Sie<br />

sich um die Visa bemüht haben und um das Permit für den Wagen,<br />

habe ich veranlaßt, daß Sie alles unverzüglich erhalten. Leider kam<br />

das Permit zu spät, Sie waren schon abgereist.»<br />

In diesem Augenblick wußte ich, daß mein Gegenüber der Parlamentspräsident<br />

war, dem ich aus Kairo das Telegramm auf Verdacht<br />

geschickt hatte. Meine Umgebung vergessend, umarmte ich<br />

ihn. Meine Freude und meine Dankbarkeit waren grenzenlos. Er<br />

gab mir dann seine Karte: «Dr. Mubarak Shaddad, Speaker of<br />

Parliament.»<br />

Nun wagte ich auch nach den Gründen der monatelangen Verweigerung<br />

des Visums zu fragen. Da erfuhr ich, daß während meiner<br />

Filmexpedition in die Nuba-Berge 1964/65 ein sudanesischer Händler<br />

der Polizeistelle in Khartum gemeldet hatte, wir hätten durch Blitzlichtaufnahmen<br />

an Feinde der Sudanesen Lichtsignale gegeben. Jetzt<br />

erinnerte ich mich plötzlich wieder an den arabischen Händler, dem<br />

ich damals so geholfen hatte. Ihm hatte ich als «Feindin» des Sudans<br />

zu verdanken, daß ich in die Polizeiakte kam und meine Visa-<br />

Anträge mehrmals zurückgewiesen wurden. Hätte Dr. Shaddad nicht<br />

meine Filme gesehen, hätte ich jahrelang kein sudanesisches Visum<br />

mehr erhalten.<br />

Vorsichtig richtete ich nun an Dr. Shaddad Fragen zu den Eingeborenen<br />

im südlichen Sudan und war erfreut zu hören, daß er selbst<br />

an den ethnologischen Studien über diese Naturvölker interessiert<br />

war, seit er mehrere Jahre im Süden in der Provinz Equatoria verbracht<br />

hatte. Ich fragte ihn, ob zur Zeit eine Fahrt in den Süden<br />

möglich sei.<br />

«Warum nicht? Möchten Sie gern den Süden sehen?» fragte er<br />

unbefangen. Überrascht sagte ich: «Ja — natürlich, aber es soll dort<br />

noch Unruhen geben?»<br />

«Die Unruhen sind schon seit längerem so gut wie erstickt, es ist<br />

keine Gefahr mehr. Sie können sich mit eigenen Augen überzeugen,<br />

daß die über die Sudanesen verbreiteten Geschichten Lügen sind.»<br />

«Glauben Sie, ich könnte die Dinka in Wau und die Latuka in<br />

Torit besuchen?»<br />

«Sie können fahren, wohin Sie wollen, auch in Gebiete, die jahrelang<br />

wegen der Kampfhandlungen gesperrt waren.»<br />

«Und würde man mir auch Fotografieren und Filmen erlauben?»<br />

363

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!