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uns in den Wagen. Da fiel unser Blick auf eine Gruppe, die sich um<br />

einen Kämpfer mit arg zerschlagenem Schädel bemühte. An seinem<br />

Bein hatte man ihm ein kleines Ziegenhorn angesetzt, um das Blut<br />

dort abzuzapfen und damit das Bluten am Kopf zu verringern. In<br />

die tiefen Kopfwunden hatten sie Sand gestreut — für unsere medizinischen<br />

Kenntnisse eine unmögliche Art von Wundbehandlung.<br />

Horst holte rasch aus dem Wagen den Verbandskasten und einen<br />

Kanister Wasser, die Nuba ließen ihn widerstandslos gewähren. Er<br />

reinigte die Wunden, besprühte sie mit Wundpuder und heftete die<br />

größte, weit auseinanderklaffende Wunde geschickt mit ein paar<br />

Klammern zusammen. Dann legte er dem jungen Mann, der, noch<br />

ganz benommen, alles wortlos über sich ergehen ließ, einen Kopfverband<br />

an und verabreichte ihm ein paar Schmerztabletten. Auch<br />

einen weiteren Verletzten versorgte Horst im Schein meiner Taschenlampe.<br />

Es war spät, als wir unser Lager in Kau erreichten.<br />

Um sechs Uhr am nächsten Morgen war Besuch aus Nyaro da.<br />

An dem Kopfverband erkannten wir unseren «Patienten». Die<br />

Schmerztabletten schienen Wunder bewirkt zu haben — er wollte<br />

mehr davon und bat auch um einen neuen Verband, den er aber<br />

nicht bekam. Ein Verbandwechsel war erst in drei Tagen notwendig.<br />

Das war der Anfang engerer Beziehungen zu den Nuba, aber<br />

auch gleichzeitig der Beginn einer uns völlig aufreibenden Belastung.<br />

Von nun an kamen Tag und Nacht Männer, Frauen und<br />

Kinder mit den verschiedensten Krankheiten zu uns, und ebenso<br />

auch mit den kleinsten Wehwehchen. Der Zustrom der Kranken<br />

nahm ein solches Ausmaß an, daß wir zu unserer Arbeit nicht mehr<br />

kamen. Viele von ihnen waren gar nicht krank, sie wollten nur die<br />

Tabletten schlucken und erhofften sich Wunder davon. Wir gaben<br />

ihnen Vitamin-Tabletten. Mütter brachten ihre Kleinen, wenn sie<br />

auch nur eine harmlose Kratzwunde hatten, andere waren allerdings<br />

ernsthaft erkrankt. Viele hatten Verbrennungen, denn sie laufen<br />

oft in Feuerstellen hinein. Die Wirkung der Medikamente bei<br />

diesen Menschen war sehr stark. Unser Ansehen wuchs, und wir<br />

gewannen bei vielen Familien gute Freunde. Jetzt konnten wir in<br />

den Dörfern Aufnahmen machen, die vor unserer Versorgung der<br />

Kranken nicht möglich gewesen wären. Aber gerade das erschwerte<br />

wiederum unsere Arbeit, wenn wir fast mit Gewalt zu irgendeinem<br />

Kranken gebracht wurden. Die Nuba kamen dabei auf die ausgefallensten<br />

Ideen. Eines Tages wollten sie unbedingt für einen Blinden<br />

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