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Die Wahrheit war entsetzlich. Bei der dramatischen nächtlichen<br />

Befreiungsaktion waren auf dem verdunkelten Flugplatz bei einer<br />

Schießerei alle Geiseln ums Leben gekommen.<br />

Trotz dieser Tragödie gingen die Spiele weiter. Im Einvernehmen<br />

mit israelischen Stellen faßte das IOC diesen Beschluß. Nach eintägiger<br />

Unterbrechung der Spiele fand eine Trauerfeier für die ermordeten<br />

Sportler statt. In einer Ansprache begründete Avery Brundage<br />

die Entscheidung mit den Worten, man dürfe nicht zulassen, daß<br />

eine Handvoll Terroristen den Kern der internationalen Zusammenarbeit<br />

zerstöre, der durch die Olympischen Spiele verkörpert sei.<br />

Mit leidenschaftlicher Stimme rief er dem Publikum zu: «The Games<br />

must go on.»<br />

Nach dieser Tragödie war ich nur noch mit halbem Herzen dabei.<br />

Die Beendigung meiner Arbeit war für mich nur mehr eine Art<br />

Pflichterfüllung.<br />

Mit einer stimmungsvollen und eindrucksvollen Schlußfeier gingen<br />

die Spiele zu Ende. Willi Daume, der Präsident des Deutschen<br />

Olympischen Komitees, verurteilte in einer ergreifenden Rede noch<br />

einmal das furchtbare Verbrechen, das diese Spiele so überschattet<br />

hatte, und beschwor inbrünstig den Glauben an die Olympische<br />

Idee.<br />

Mit Spannung erwartete ich meine Bildreportage im «Sunday Times<br />

Magazine». Drei Wochen nach Beendigung der Spiele hielt ich die<br />

Zeitschrift in Händen. Auf der Titelseite waren zwei Aufnahmen<br />

von Hochspringern, die verblüffend ähnlich waren: eine hatte ich<br />

1936 in Berlin gemacht, die andere 36 Jahre später in München.<br />

Darüber der Titel: «Leni Riefenstahl‘s Second Olympics.»<br />

Neben der «Sunday Times» ließen sich zunehmend weniger internationale<br />

Zeitschriften und Fernseh-Gesellschaften durch Boykott-<br />

Drohungen gegen mich einschüchtern. Die amerikanische Fernsehgesellschaft<br />

CBS brachte im Anschluß an die Olympischen Spiele ein<br />

Filmporträt von mir. Stephan Chodorov und John Musilli von<br />

«Camera Three» waren die Regisseure. In den vier Tagen, in denen<br />

wir die Aufnahmen machten, sah meine Wohnung wie ein Filmatelier<br />

aus. Die beiden Amerikaner waren mit einem solchen Eifer bei der<br />

Arbeit, daß ich davon angesteckt wurde, als sei es mein eigener Film.<br />

Sie hatten eine Engelsgeduld und scheuten keine Mühe. Sie fuhren<br />

mit mir sogar auf die Zugspitze, weil sie diesen Platz für ein Interview<br />

über meine Bergfilme am geeignetsten hielten. Der Film wurde<br />

in Amerika in zwei Teilen ausgestrahlt und war so erfolgreich, daß die<br />

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