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fahr, ausgelacht zu werden. Ihr Ideal ist der gesunde und schöne<br />

Körper.» Ein Mädchen, das sich nicht eingeölt hat, fühlt sich nackt<br />

und kann darum am Dorfleben nicht teilnehmen, nicht einmal am<br />

Dorftanz, der fast jeden Abend in der Dämmerung stattfindet. Ebenso<br />

ist das mit dem Gürtel, den sie tragen. Man wird niemals ein<br />

Mädchen oder einen Mann ohne einen Gürtel sehen, auch wenn er<br />

nur aus einer Schnur und einem Palmenblatt besteht. Ohne Gürtel<br />

fühlen sich die Nuba «nackt» und schämen sich.<br />

Das Wissen der Nuba über den menschlichen Körper ist so differenziert,<br />

daß sie für jeden Muskel, für jede Körperhaltung einen<br />

anderen Namen haben. Die Vielzahl ihrer Worte dafür übertrifft bei<br />

weitem unseren Wortschatz. Für jede Schulter- und Bauchhaltung<br />

haben sie andere Namen. Ob beim Hocken die Fersen auf dem<br />

Boden haften oder der Körper nur auf den Zehen ruht, ob der<br />

Bauch eingezogen ist oder nach vorn gewölbt, ob die Schultern<br />

hängen, breit oder schmal sind, das alles bewerten sie. Es ist völlig<br />

ausgeschlossen, einen Nuba oder eine Nuba-Frau mit einem Fettansatz<br />

zu sehen. Sie finden das häßlich. Es ist ein Kult, den Mädchen<br />

wie Männer mit ihrem Körper treiben.<br />

Ihre Lieblingsbeschäftigung ist der Ringkampf, der ihnen als Vorschulung<br />

für die sehr viel härteren und gefährlicheren Messerkämpfe<br />

gilt. Die Kämpfe sind fair, aber hart und werden von Dorf zu Dorf<br />

ausgetragen — niemals untereinander. Es gibt auch große Kampffeste,<br />

zu dem alle drei Dörfer, mehr gibt es bei den Südost-Nuba<br />

nicht, ihre besten Kämpfer entsenden — eine uralte Sitte dieses<br />

Stammes. Diese Kampffeste stehen in engem Zusammenhang mir<br />

ihrem Liebesleben. Je besser ein Kämpfer ist, um so größer seine<br />

Chancen. Die Sieger genießen ein so hohes Ansehen, daß sogar<br />

verheiratete Frauen mit ihnen schlafen dürfen, wenn sie von diesem<br />

Mann ein Kind haben möchten. Der Ehemann wird es annehmen<br />

und wie sein eigenes aufziehen. Im übrigen verläuft auch hier die<br />

Ehe nach strengen Regeln. Wenn ein Mann ein Mädchen heiraten<br />

will, muß er für die Familie des Mädchens acht Jahre bis zur Heirat<br />

auf deren Feldern mitarbeiten. Trotz der strengen Regeln war die<br />

freie Liebe weit verbreitet, aber nur heimlich, wie bei den Masakin-<br />

Nuba.<br />

Ungewöhnlich bei diesem Stamm ist auch, daß nicht der Mann<br />

das Mädchen zur Frau wählt, sondern das Mädchen den Mann.<br />

Dies geschieht jährlich bei den kultischen Liebestänzen, die meist<br />

wenige Stunden nach den großen Kampffesten stattfinden. Ich er-<br />

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