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«Arri» an einem Handumrolltisch zu arbeiten. Hunderte von Filmrollen<br />

waren durchzusehen, um festzustellen, welche Rollen bei «Arri»<br />

nicht vom Regen verdorben waren und ob ich von den Olympiafilmen<br />

noch vollständige Kopien zusammenstellen konnte. Das Material,<br />

das die Franzosen hatten, war noch in einem relativ guten<br />

Zustand. Bis auf den «Triumph des Willens», «Stürme über dem<br />

Montblanc» und den Zielke-Film «Das Stahltier» haben sie mir mit<br />

Ausnahme der wertvollen Klangfilm-Tonapparatur und den Geldern<br />

auf den Bankkonten fast alles zurückgegeben.<br />

Wochenlang habe ich bis in die Nächte hinein an dem kleinen<br />

Umrolltisch gearbeitet, bis sich die Augen entzündeten und ich<br />

einige Tage aussetzen mußte.<br />

Alle Hilfskräfte bei «Arri» waren voll beschäftigt, meine Hanni<br />

hatte, um sich etwas zu verdienen, eine Arbeit angenommen. Jetzt<br />

war meine 77Jährige Mutter der einzige Mensch, der mir beim<br />

Umrollen des Filmmaterials und dem Beschriften der Rollen helfen<br />

konnte. Es waren die armseligsten Bedingungen, unter denen ich<br />

jemals gearbeitet habe.<br />

Die Bergfilmkopien waren zum Glück nur wenig verletzt, aber<br />

von dem Olympia-Material waren einige Rollen vernichtet. Da es<br />

jedoch mehrere Kopien und Dup-Negative gab, konnte ich die<br />

Originalversion wieder rekonstruieren.<br />

Aber es gab noch ein anderes Problem. Die Olympiafilme mußten<br />

erst einmal «entnazifiziert» werden! Das waren die Aufnahmen,<br />

die Hitler als Zuschauer zeigten, deutsche Siegerehrungen und<br />

den Olympischen Eid. Diese Szenen fielen der Schere zum Opfer:<br />

86 Meter = drei Minuten Laufzeit. Beim zweiten Teil des Films<br />

waren nur wenige Meter herauszuschneiden.<br />

Die in der deutschen Presse immer wieder heruntergebetete Behauptung,<br />

mein Olympiafilm sei ein nazistischer Propagandafilm,<br />

ist unrichtig. Noch heute ist die Öffentlichkeit wenig über die Bestimmungen<br />

des Internationalen Olympischen Komitees informiert.<br />

Deshalb möchte ich aus einem Brief des für die Durchführung der<br />

Olympischen Spiele 1936 verantwortlichen Generalsekretärs, Herrn<br />

Professor Dr. Carl Diem, zitieren, den er im Jahre 1958 an die<br />

Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft in Wiesbaden schrieb:<br />

«Die Internationalen Olympischen Spiele sind eine Einrichtung des Internationalen<br />

Olympischen Komitees, das die Veranstaltung an eine dafür geeignete Stadt<br />

übergibt, nicht etwa an deren Regierung. Diese hat zu versichern, daß keine<br />

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