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Einladung nach Paris<br />

Der Marquis de Cuevas, dessen Ballett Weltruhm besaß, wollte<br />

«Das blaue Licht» in Paris als Ballett aufführen. Rosella Hightower,<br />

eine berühmte Prima-Ballerina, sollte nach der Musik von<br />

Vincent d’Indy die Junta tanzen, Erik Bruhn, der erste Tänzer des<br />

Balletts von Kopenhagen, ihr Partner sein. Die Uraufführung, zu<br />

der ich eingeladen wurde, war für den 20. oder 21. November im<br />

«Théatre des Champs Elysées» vorgesehen.<br />

Ich war sprachlos. Zuerst glaubte ich, jemand hätte sich mit mir<br />

einen Scherz erlaubt. Dieses Mal schien ich mich aber zu irren.<br />

Sofort nach meiner telegrafischen Zusage schrieb mir Monsieur<br />

Camble, der Ballettmeister des Marquis, die Proben hätten schon<br />

begonnen, und nun wurde ich fast täglich über die Fortschritte<br />

informiert. Für die Proben waren nur vier Wochen angesetzt worden.<br />

Für die Dekorationen und Kostüme wurde ich um Rat gebeten<br />

und in die Mitgestaltung einbezogen. Ich geriet immer mehr in den<br />

Bann dieser Ballettidee. «Das blaue Licht» war mein Lieblingsfilm.<br />

Ich hatte russisches Ballett studiert und meine Laufbahn als Tänzerin<br />

begonnen, und schon lange war ein Tanzfilm mein Traum<br />

gewesen, durch die Bilder Edgar Degas’ optisch inspiriert.<br />

Besessen arbeitete ich an den Skizzen und Texten. Meine solange<br />

stillgelegten kreativen Kräfte überfielen mich förmlich. Vor fast<br />

dreißig Jahren hatte ich mir diese Rolle selbst geschrieben. Sie war<br />

aus meiner jugendlichen Traumwelt entstanden.<br />

Bei einem Gastspiel des Balletts in München lernte ich Rosella<br />

Hightower kennen. Sie war von ihrer Rolle als Junta hingerissen.<br />

Als ich den Vertrag aus Paris unterzeichnet in Händen hielt, war<br />

ich überglücklich. Eine Woche lang sollte ich bei den letzten Proben<br />

und bei der Premiere anwesend sein.<br />

Kurz vor meinem Abflug nach Paris kam ein Telegramm: «Bitte<br />

kommen Sie nicht — ich schreibe. Camble.» Gäbe es nicht die<br />

Briefe, den Vertrag und das Telegramm, müßte man glauben, dies<br />

alles sei nur ein Spuk gewesen. Monsieur Camble und der Marquis<br />

waren unauffindbar, wie vom Erdboden verschwunden. Weder mein<br />

Anwalt noch ich selbst haben je eine Antwort auf unsere Briefe<br />

erhalten. Jahre später erfuhr ich durch Freunde, daß eine einflußreiche<br />

Persönlichkeit in Paris die Aufführung des Balletts im letzten<br />

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