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so große Begabung. Aber die Frau ist selber schuld. Sie hat durch ihre<br />

Beziehungen einen guten Bekannten von mir, den Herrn Moser, der<br />

als Wünschelrutengänger in ihrem Tieflandfilm gearbeitet hatte, in<br />

ein KZ-Lager bringen lassen, wo er dann auch gestorben ist.» Als der<br />

junge Mann ihn bestürzt fragte, warum Frau Riefenstahl dies getan<br />

haben solle, antwortete Trenker: «Weil er ihr für die Zeit nach<br />

Kriegsende eine düstere Zukunft prophezeite. Das soll sie so erbost<br />

haben, daß sie ihn denunziert hat und in ein KZ-Lager bringen ließ.»<br />

Dieser ungeheuerlichen Lüge habe ich es zu verdanken, daß mein<br />

Name in den deutschen Medien von neuem so diffamiert wurde.<br />

Erst Jahre später erfuhr ich durch einen Zufall die Wahrheit. Während<br />

einer Reise in die Dolomiten, in der ich meinem späteren<br />

Mitarbeiter Horst einige Aufnahmeplätze des «Tiefland»-Films zeigte,<br />

suchten wir in Nähe der Vajolett-Türme eine Berghütte auf. Als<br />

uns das Essen gebracht wurde, schaute mich die Serviererin, eine<br />

kräftige Bäuerin, forschend an und sagte: «Sind Sie nicht die Leni<br />

Riefenstahl?»<br />

Als ich dies lächelnd bestätigte, setzte sie sich zu uns und sagte:<br />

«Ich bin die Tochter vom Bergführer Piaz. Mein Vater hat Sie doch<br />

einmal mit dem Steger Hans aus der Rosengarten-Ostwand herausgeholt,<br />

und ich hab doch manchmal beim Tieflandfilm zugeschaut.»<br />

Da fiel mir unser Wünschelrutengänger Moser ein. «Kannten Sie<br />

den Herrn Moser?» fragte ich.<br />

«Freilich», sagte sie, «er hat uns oft besucht und hat immer mit<br />

großer Begeisterung von Ihnen erzählt.»<br />

«Und was ist aus ihm geworden?»<br />

«Gestorben ist er, vor ein oder zwei Jahren. An einer Pilzvergiftung.»<br />

«Wo lebte Herr Moser im Krieg und die Jahre danach?»<br />

«In Südtirol», sagte sie, «mit einer reichen Engländerin zusammen.<br />

Die haben oft bei uns gesessen.»<br />

«Haben Sie mal gehört, daß Herr Moser in einem KZ war?»<br />

Die Piaztochter schaute mich verblüfft an. «Was für ein Schmarrn,<br />

wer redet denn so was?»<br />

«Trenker», sagte ich, «Luis Trenker behauptet das.»<br />

«So ein Depp! Der Moser war nicht einen einzigen Tag eingesperrt,<br />

während der ganzen Kriegszeit ist er mit der Engländerin<br />

hier herumgekraxelt.»<br />

Die Zeugen dieses Gesprächs leben noch, aber juristisch war es<br />

zu spät für einen Strafantrag gegen Trenker. Nicht immer hat man<br />

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