09.01.2013 Aufrufe

Untitled

Untitled

Untitled

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

in Nürnberg den Auftrag gab und dabei ausdrücklich erklärte, daß<br />

die Partei auf seine Anweisung von diesem Film ausgeschlossen<br />

wird und nichts mit seiner Herstellung zu tun hat. Dr. Boele war<br />

von dem positiven Ausgang des Prozesses so überzeugt gewesen,<br />

daß er eine Zeugenaussage Speers entbehrlich fand.<br />

Ich wußte noch einen wichtigeren Zeugen als Speer, allerdings<br />

zweifelte ich, ob er bereit sein würde, in dieser Sache auszusagen:<br />

Arnold Raether, ehemaliger Regierungsrat und Leiter der Filmabteilung<br />

der NSDAP. Alle Filme, die die Partei herstellte, wurden von<br />

ihm kontrolliert. Erst vor einiger Zeit hatte ich erfahren, daß er<br />

noch am Leben war, aber ich hatte kaum den Mut, ihn als Zeugen<br />

zu benennen. Er war während des Dritten Reiches mein Hauptfeind.<br />

Unter seiner Leitung wurde für die Partei der erste Reichsparteitagfilm,<br />

«Sieg des Glaubens», gemacht, wobei er Hitlers<br />

Auftrag, ich sollte die Regie übernehmen, boykottierte. Sein Widerstand<br />

gegen mich war so heftig, daß er kurzfristig sogar ins Gefängnis<br />

kam. Das war der Grund, warum Hitler für die Herstellung des<br />

zweiten Parteitagfilms die NSDAP, die mir unüberwindbare Schwierigkeiten<br />

gemacht hätte, ausschloß. Wenn dies auch schon über<br />

dreißig Jahre zurücklag, hatte ich es doch nicht gewagt, Raether als<br />

Zeugen zu benennen. Aber nun, nachdem mir dieses Fehlurteil zugesprochen<br />

war, wollte ich es wagen.<br />

Dr. Weber ermunterte mich: «Sie müssen es versuchen», sagte er,<br />

«denn viele der eidesstattlichen Erklärungen, die Herr Mainz erhielt,<br />

hat das Gericht überhaupt nicht zur Kenntnis genommen,<br />

weil sie nicht notariell beglaubigt waren.»<br />

Ich war entsetzt. Niemand hatte mir das gesagt. Es wäre ein<br />

Kinderspiel gewesen, diese wichtigen Zeugenaussagen notariell beglaubigen<br />

zu lassen. Aber nun war es zu spät. Einige der Zeugen<br />

waren inzwischen verstorben.<br />

«Aber», sagte ich zu Dr. Weber, «die eidesstattliche Erklärung<br />

des Herrn Großkopf, des wichtigsten Zeugen neben Herrn Raether,<br />

ist doch notariell beglaubigt! Er ist ein Kronzeuge, denn er hat alle<br />

geschäftlichen Angelegenheiten der Produktion des Reichsparteitagfilms<br />

bearbeitet. Er hat bestätigt, daß er nie mit der Partei, sondern<br />

immer nur mit der UFA abgerechnet hat. Die internen Abrechnungen<br />

zwischen der UFA und der Partei, welche die Gegenseite als<br />

Beweismaterial vorlegte, haben nichts mit der Herstellung des<br />

Parteitagfilms zu tun, sie betreffen nur die Auswertung der<br />

Schmalfilmrechte, die der Partei von der UFA übertragen worden<br />

383

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!